KMR: Mit KHK-Know-how gegen Aparis und Sage KHK

17.02.2000
Manchmal hat ein deftiger Krach zwischen Händler und Hersteller auch etwas Konstruktives. Wie im Fall der KMR Consulting GmbH, die sich nicht im Guten vom ihrem Lieferanten KHK trennte, eine eigene Warenwirtschaftssoftware entwickelte und heute im Markt für kaufmännische Software mitmischt.

Konstantin Konietzka war einer der größeren KHK-Fachhändler, der die kompletten KHK-Lizenzen erworben hatte und darüber hinaus sehr viel Individual-Programmierungen für die Kunden vornahm. Schließlich entwickelte er auch für KHK selbst einzelne Module, so die Intrahandelsstatistik für die Classic-Line. Als der Software-Hersteller vor drei Jahren "von heute auf morgen seine Lizenzpolitik änderte und sich mit fadenscheinigen Tricks die Endkundenadressen aneignen wollte", so Konietzka, trennte er sich von seinem langjährigen Lieferanten.

Fast zeitgleich beauftragte ihn einer seiner größten Unternehmenskunden mit der Entwicklung einer Warenwirtschaft als reine Windows-Applikation. Ein Manko der KHK-Classic Line, die zwar Win-dows im Namen führt, aber immer noch als DOS-Version ausgeliefert wird. Dieser Auftrag war der Start für die Weiterentwicklung eines eigenen Warenwirtschaftssystems. Heute kann der Geschäftsführer Module für Verkauf, Einkauf, Lagerverwaltung, Rechnungswesen und Barverkauf liefern.

"Aus alter Tradition heraus haben wir natürlich auch eine Import-Schnittstelle für KHK-Daten geschrieben", landet Konietzka einen kleinen Seitenhieb auf den jetzigen Mitbewerber. Anfang 1998 wurde eine strategische Partnerschaft mit Microsoft besiegelt. Damit konnte KMR den SQL-Server von Microsoft als OEM-Version in die eigene Warenwirtschaft implementieren.

Zertifikate für die verschiedenen Microsoft-Betriebssysteme folgten. Die Zusammenarbeit zwischen KMR und Microsoft sei damit recht eng, wie Konietzka meint. "Zweimal im Jahr sind unsere Entwickler in Redmond und bekommen dort Ausblicke, wie die EDV-Welt in zwei Jahren aussieht", erzählt der Geschäftsführer. Schon seit einem Jahr wird bei KMR mit Windows 2000 gearbeitet, "damit die Applikationen für zukünftige Technologien und Betriebssysteme gerüstet sind". Gerade vor wenigen Wochen bekamen die Essener dann auch die Zertifizierung für Windows 2000.

"Der Markt ist offener geworden und wir mischen mit", beschreibt Konietzka die Position von KMR. Als Alternative zu den bekannten Produkten der Mitbewerber, allen voran KHK und Apiras, platziert er KMR 2000. Auf Basis des Microsoft SQL-Servers und mit Access als Berichtsgenerator, hebt der KMR-Chef hervor, entspreche sein Standardprodukt vom "Look and Feel" her den Office-Paketen des Software-Riesen. Damit sei es für den Anwender leicht zu handhaben. Zudem liege das Preisniveau durchaus im wettbewerbsfähigen Bereich: 4.000 Mark für die Grundversion inklusive SQL-Server für bis zu fünf Arbeitsplätze bis hin zu 20.000 Mark für die kompletten Module.

Seitensprünge sind durchaus erlaubt

Doch beim Kräftemessen mit KHK und Apiras will es Konietzka nicht belassen: "Unser Ziel ist es, eine Stufe höher zu klettern." Apertum sei der Maßstab, Baan (noch) nicht. Die Zeichen stehen nicht schlecht für die Essener. Gerade löst einer ihrer Fachhändler eine SAP-Lösung im Nürnberger Raum ab, und in Niedersachsen will ein kommunales Unternehmen von Apertum zu KMR wechseln. Auch auf "Seitensprünge" lässt Konietzka sich durchaus ein. Im vergangenen Jahr hat er Teillösungen an die Bedürfnisse der Hotel- und Gaststätten-Branche angepasst. Dem Schwerpunkt Warenwirtschaft aber will er dennoch treu bleiben.

Fachhändler, die mit KMR zusammenarbeiten, bekommen Unterstützung in Form von permanenten Schulungen. Außerdem stehen die Essener auch Gewehr bei Fuß, wenn es um gemeinsame Präsentationen bei den Anwendern vor Ort geht. Und: Wenn KMR im Herbst wieder auf Anwender-Roadshows zieht, wird das dort gesammelte Adressmaterial der Interessenten an den örtlichen Fachhändler weitergeleitet.

Deutschlandweite Expansion

In den nächsten Monaten will Konietzka richtig Gas geben. "Über den ersten Step, ein neues Produkt in den Markt zu bringen, sind wir hinaus", sagt er. "Jetzt bauen wir das Vorhandene aus." Die zur Zeit 18 zertifizierten Händler sollen bis Ende des Jahres deutschlandweit auf 60 bis 70 Partner aufgestockt werden. "Sehr gute Erfahrungen" haben die Essener mit Microsoft-Solution-Partnern gemacht, die ohnehin das nötige Hintergrundwissen besitzen. KHK-Händler haben es da etwas schwerer, stellt Konietzka fest.

Die Module Lohn und Gehalt sowie der Vertriebsmanager werden in der nächsten Zeit auf den Markt kommen. Im März zu den Roadshows für die Fachhändler sind auch die Lösungen für E-Commerce fertig. In den nächsten Tagen fällt die Entscheidung, mit welchem Partner KMR in diesem Bereich zusammenarbeiten wird. Ab dem Sommer können Anwender, die E-Commerce betreiben wollen, auf eine Standardlösung zugreifen, die aber auch individuell angepasst werden kann. Mindestens drei Niederlassungen - im Münchener-, Hannoveraner- und Hamburger-Raum - sollen in diesem Jahr eröffnet werden. Damit wollen die Essener den Händlern vor Ort Unterstützung bei Projektgeschäften und permanente Schulungen anbieten. Berlin und ein fünfter Standort sind in der längerfristigen Planung.

Währenddessen wächst auch der Büroneubau der KMR Consulting GmbH, der zudem ein Schulungszentrum beherbergen soll. Künftig soll dort ein 30-köpfiges Team, so die Planung von Firmenchef Konietzka bis Ende des Jahres, genügend Platz finden. Die momentan 15 Mitarbeiter sind bisher eher behelfsmäßig auf mehrere Gebäude verteilt. "Unsere Auftragsbücher sind voll", verrät der Geschäftsführer, "wir müssen jetzt auf das reagieren, was der Markt von uns fordert." (ak)

www.kmr.de

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