Kommentar

22.10.1998

Actebis macht's, Macrotron macht's, und Frank & Walter macht's auch. CHS würde gerne, und Ingram Micro wagt jetzt die ersten Versuche. Einzig Computer 2000 hält sich (noch) vornehm zurück -Build-to-order (BTO) von Marken-PCs durch die Distribution ist heute in der deutschen PC-Landschaft nicht mehr wegzudenken und gewinnt immer mehr an Bedeutung. Ein Beispiel: Nach Angaben von Kurt Sibold, Mitglied der Geschäftsleitung bei Hewlett-Packard, machen die von Actebis (Vectra) und Frank & Walter (Brio) assemblierten PCs heute knapp 20 Prozent des HP-Gesamtumsatzes im Markt professioneller Desktop-PCs aus - Tendenz steigend.

Wie wichtig das Thema Build-to-order oder in diesem Fall Channel-Assembly für die Distributoren, aber auch für die PC-Hersteller ist, zeigen ein paar aktuelle Beispiele: So hatte sich etwa die deutsche CHS Electronics durch den Kauf der Vobis-Gruppe in erster Linie Hoffnung auf eine gut funktionierende Fertigungsstraße gemacht. PC-Assemblierung, und hier vor allem die Produktion von A-Brands, sei für den Broadliner ein extrem wichtiges Geschäftsgebiet, bekannte CHS-Statthalter Helmut Schmitt. Nach dem geplatzen Deal allerdings muß sich der Broadliner aus Fürstenfeldbruck nun nach einer Alternative umsehen.

Mehr Glück hatte diesbezüglich Ingram Micro, die sich durch die Tulip-Pleite im Mai dieses Jahres die nagelneue, hochmoderne PC-Fabrik der Niederländer einverleibte. Um künftig in großem Stil PCs von Compaq und IBM zusammenschrauben zu können, sei man schon länger auf der Suche nach einer geeigneten Fabrikationstätte gewesen, ließ der weltweit größte Disti damals wissen. Die Rechnung scheint fürs erste aufzugehen - kürzlich liefen die ersten Computer vom Band.

Das wachsende Interesse für Channel-Assembly geht aber nicht nur von den Distributoren aus. Auch die PC-

Hersteller schätzen mehr und mehr die Fähigkeiten ihrer Händler im Zusammenschrauben von PCs. Vor allem Hewlett-Packard und IBM drücken hier, mehr oder weniger erfolgreich, verstärkt aufs Gaspedal. Aber auch Compaq hat allem Anschein nach die Notwendigkeit des Final-Assembly begriffen. Nach Informationen des PC-

Krösusses werden bereits in wenigen Wochen konkrete Vorhaben mit Disti-Partner Actebis bekanntgegeben. Pläne, wonach der westfälische Broadliner auch die Assemblierung der Consumer-PCs übernehmen soll, verwies Compaq allerdings ins Reich der Phantasie.

Die Anstrengungen der PC-Hersteller und ihrer Distributoren in Sachen BTO sind also unübersehbar. Ob sie aber tatsächlich in großem Stil alltagstauglich sind, bleibt nach wie vor fraglich. Für viele Händler zumindest sind Marken-PCs vom Disti keine Alternative zu ihren eigenassemblierten Geräten. Zu langsam und zu unflexibel, so das vernichtende Urteil der Händlerschaft.

Susann Naumann

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