Kommentar

15.10.1998

Fujitsu hat vorgemacht, wovon die restliche Gilde der Hersteller von Marken-PCs bisher nur träumen kann. Handstreichartig eroberte das Unternehmen den Consumer-Markt. Nach Angaben des englischen Marktforschungsunternehmens Context nehmen die Bad Homburger im Retail-Kanal mit einem Anteil von weit über 50 Prozent einen einsamen Spitzenplatz ein (SNI folgt mit sechs Prozent).Einer der Erfolgsfaktoren: PCs zu einem Preis-Leistungs-Verhältnis feilzubieten, das den Mitbewerbern das Wasser in

die Augen schießen läßt.

Eine Verschnaufpause gönnt sich der Anbieter nicht, im Gegenteil. Auch im Notebook-Markt will das Unternehmen jetzt ordentlich aufs Gaspedal treten. Und auch hier lautet die Maxime: Biete den Kunden Notebooks an, die bei etwa gleicher Ausstattung 20 Prozent günstiger sind als die der Mitstreiter. Diese Faustformel will Fujitsu über die gesamte Angebotspalette seiner mobilen Rechner hinweg anwenden.

Das Gefüge des High-end- und Midrange-Marktes wird deshalb aber kaum erzittern. Denn Produkte der oberen Leistungsklasse finden vor allem im Projektgeschäft ihren Weg zum Kunden. Und da ist der Preis nicht das alleinige Auswahlkriterium. Ein ausgeklügeltes Servicekonzept, kurze Durchlaufzeiten im Falle einer Reparatur oder eine maßgeschneiderte Ausstattung stehen im Pflichtenheft weiter oben. Und hier hat Fujitsu nach eigenem Bekennen noch Nachholbedarf.

Der Entry-Level-Markt könnte hingegen schon bald in Bewegung geraten. Denn auch hier will Fujitsu kräftig mitmischen. Notebooks für 3.000 Mark mit einer Ausstattung, die man derzeit vergeblich bei den Mitspielern sucht, werden demnächst in den Regalen liegen. Da kann selbst Aldi nicht mithalten. Der Lebensmittel-Discounter plant zwar, im November 3.000-Mark-Notebooks in fünfstelliger Stückzahl unters Volk zu bringen, doch im Vergleich zu den Fuijtsu-Geräten wirken diese geradezu schwachbrüstig: 133-MHz-Prozessor contra 233-MHz-Chip, ein kontrastarmes DSTN-Display gegen ein TFT-Panel. Dieser Umstand dürfte insbesondere für die Fujitsu-Partner interessant sein. Sie brauchen den Billigheimer Aldi nicht zu fürchten, das vergleichbar bessere Produkt haben sie im Angebot. Bleibt abzuwarten, wie die restliche Riege der Notebook-Produzenten auf das Vorpreschen der Bad Homburger reagieren wird. Die erste Runde im Preiskampf ist jedenfalls eingeläutet.

Christian Meyer

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