Kommentar

08.12.1999

Die Stimmung zwischen der Deutschen Messe AG und den Distributoren ist auf dem Nullpunkt. Der Streit um die Messehalle 10 (siehe Seite 18), in der die Distis während der Cebit 2000 ausstellen sollen, aber nicht wollen, scheint unversöhnlich - und vor allem unlösbar. Denn obwohl die Messemacher aus Hannover nicht müde werden zu betonen, daß man die Distributoren auf gar keinen Fall als Aussteller verlieren möchte, bekräftigen sie im selben Atemzug, an ihrem Konzept unter allen Umständen festhalten zu wollen: Wer nicht in Halle 10 ausstellen will oder kein eigenes Produkt präsentieren kann, hat Pech gehabt. Für den ist die Cebit 2000 schon beendet, bevor sie überhaupt begonnen hat. "Der Fachhandel hat doch einen gemeinsamen Auftritt unter einem Dach gefordert", rechtfertigt die Messeleitung ihr rigoroses Vorgehen."Ultimativ", "unerbittlich" und "unverschämt" lauten denn auch die Kommentare der Distributoren zu den Plänen der Messe AG. Manche gehen sogar noch weiter: Man habe schon immer Ärger mit der Cebit gehabt, doch das sei der Gipfel der Frechheit. Von Arroganz ist die Rede und davon, daß die Messe AG ohnehin froh sei, wenn die Distributoren ausblieben. Denn dann hätten die Cebit-Macher ein Platzproblem weniger und könnten ihre umfangreiche Warteliste abarbeiten. "Mir haben sie unmißverständlich zu verstehen gegeben, daß sie auch ohne unsere Teilnahme locker die Messehalle 10 füllen können", berichtet ein verärgerter Großhändler aus Süddeutschland. Und ein anderer fragt sich: "Die Gemeinschaftsstände der Bundesländer bekommen Platz ohne Ende. Warum wir nicht?"

Die Frage ist durchaus berechtigt. Und auch die, warum die Deutsche Messe AG der Fachhändlerschaft in Deutschland so wenig Bedeutung beimißt. Schon im vergangenen Jahr war aus Hannover zu hören: "Die Cebit ist eine Herstellermesse und keine Händlermesse." Dabei stehen die hiesigen Distributoren für ein Marktvolumen von mehr als 25 Milliarden Mark - Tendenz stetig steigend. Und so sind auch andere Marktteilnehmer über das Vorgehen der Messeverantwortlichen erstaunt. Die Macher in Hannover hätten wohl nicht erkannt, welch wichtige Rolle ein Distributor als Multiplikator für den ganzen Markt spielt, lautet der Tenor von Herstellerseite. Unisono wünschen alle, was Jürgen Küpper, Leiter IBM Business Partner Organisation EMEA Zentraleuropa, ausspricht: "Ich hoffe, daß die Deutsche Messe AG Hannover und die Distributoren noch zu einem Konsens kommen werden."

Jetzt liegt es einzig und allein in den Händen der Messeleitung, doch noch eine Friedensofferte in Richtung Distribution zu schicken. Viele der Großhändler haben durchaus Gesprächsbereitschaft signalisiert, wenn die Cebit-Macher mit einem attraktiven Angebot auf sie zukommen würden. Denn eine Cebit ohne Distribution kann und will sich keiner der Marktteilnehmer vorstellen - erst recht keiner der vielen kleinen und großen Fachhändler.

Susann Naumann

snaumann@computerpartner.de

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