Kommentar

16.08.2001

Im Falle von 3Com wird die Realitätsferne US-amerikanischer Unternehmen deutlich. Anstatt die Ursachen für den rückläufi-gen Markt zu analysieren und die Konsequenzen daraus zu ziehen, malt 3Com-Managerin Stanimi-ra Koleva die Situation in den rosigsten Farben: Umsatzprog-nosen, die das Powerpoint-Slide sprengen, Marktführerschaften allerorten und noch mehr Bandbreite im Netzwerk - Gigabit-Ethernet bis zum Desktop.

Bereits bei VoIP wird die Argumentation wackelig. Dort hat sich 3Com ein eigenes Segment für die Marktführerschaft zurechtgezimmert und gibt unterschiedliche Zahlen nach außen: Sind es nun insgesamt 5.000 weltweit verkaufte NBX-Kommunikationssysteme mit insgesamt 20.000 IP-Telefonen oder gar 8.500 Anlagen? Wie klein diese Zahl tatsächlich ist, zeigt der Vergleich mit Nortel: Er liefert pro Monat Equipment für 200.000 Nebenstellen aus. Konkurrent Cisco hat mehrere Projekte durchgezogen, die jeweils zwischen 25.000 und 28.000 IP-Telefone versorgen. Das trojanische Pferd Voice over IP zieht für 3Com noch richtig.

Die Verkaufsargumente der Vergangenheit, die Leistungssteigerungen durch Gigabit-Ethernet versprachen, stoßen hier auf taube Ohren. Auch sind die umstiegswilligen Administratoren verunsichert, ob sie denn wirk-lich ihr bestehendes Netz auf Gigabit-Ethernet aufrüsten können. 3Com kann den Nutzen seiner neuen Geräte nicht richtig darstellen und verliert sich in technischen Spielereien, die nur in homogenen Netzen sinnvoll sind - und die gibt es nicht. Es wäre an der Zeit, etwas mehr Realität einkehren zu lassen. Mit der "Radical Simplicity" ist nur der erste Schritt getan, um VoIP den Weg zu ebnen. Nun muss aber das Schlagwort umgesetzt werden. (hjs)

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