Kommentar: Nein, die PC-Branche hat kein Vertriebsproblem

26.09.1997
Daß man sich angesichts der schwierigen Marktverhältnisse etwas einfallen lassen müsse, betonte Macrotron-Vorstand Michael Kaack anläßlich der Vorstellung der neuen Produktionskooperation seines Unternehmens mit der IBM (vgl. Seite 22 dieser Ausgabe). In der Tat ist Phantasie, ist Kreativität gefragt. Natürlich, mit Phantasiegebäuden und tollen Ideen allein ist noch kein Blumentopf zu gewinnen. Man muß seine Ideen auch umsetzen. Das alles sind heute sattsam bekannte Selbstverständlichkeiten, die wir schon tausendmal gehört haben und die ja auch unser Bundespräsident in seiner berühmten Rede im Berliner Adlon-Hotel im April dieses Jahres eindringlich noch einmal eingeklagt hat.Vor diesem Hintergrund ist der unkonventionelle Weg, wie 1&1-Chef Ralph Dommermuth seine Ware an den Mann bringen will (vgl. den Offenen Brief auf Seite 5 der letzten und die Antwort Dommermuths auf Seite 175 dieser Ausgabe) zunächst einmal nichts anderes als der legitime, ja anerkennenswerte Versuch, das beste aus der Situation zu machen. Dommermuth hat, soviel steht fest, genau das getan, was Präsident Herzog gefordert und Vorstandschef Kaack festgestellt haben: Er hat sich etwas einfallen lassen.

Daß man sich angesichts der schwierigen Marktverhältnisse etwas einfallen lassen müsse, betonte Macrotron-Vorstand Michael Kaack anläßlich der Vorstellung der neuen Produktionskooperation seines Unternehmens mit der IBM (vgl. Seite 22 dieser Ausgabe). In der Tat ist Phantasie, ist Kreativität gefragt. Natürlich, mit Phantasiegebäuden und tollen Ideen allein ist noch kein Blumentopf zu gewinnen. Man muß seine Ideen auch umsetzen. Das alles sind heute sattsam bekannte Selbstverständlichkeiten, die wir schon tausendmal gehört haben und die ja auch unser Bundespräsident in seiner berühmten Rede im Berliner Adlon-Hotel im April dieses Jahres eindringlich noch einmal eingeklagt hat.Vor diesem Hintergrund ist der unkonventionelle Weg, wie 1&1-Chef Ralph Dommermuth seine Ware an den Mann bringen will (vgl. den Offenen Brief auf Seite 5 der letzten und die Antwort Dommermuths auf Seite 175 dieser Ausgabe) zunächst einmal nichts anderes als der legitime, ja anerkennenswerte Versuch, das beste aus der Situation zu machen. Dommermuth hat, soviel steht fest, genau das getan, was Präsident Herzog gefordert und Vorstandschef Kaack festgestellt haben: Er hat sich etwas einfallen lassen.

Daß ein Teil des stationären Fachhandels, der den Unternehmer aus dem Westerwald ohnehin mehr und mehr zum persönlichen Feindbild aufbaut, auf die von Dommermuth inzwischen als "Sammelbesteller-System" abgestrippte Vertriebsidee von 1&1 teils mit Abscheu, teils mit Hohn, in beiden Fällen jedenfalls mit tiefsitzender Ablehnung reagiert, ist nicht weiter verwunderlich. Aber als Unternehmer in einer freien Marktwirtschaft müßte auch ihnen klar sein, daß der Versuch von 1&1, die eigene Absatzbasis zu verbreitern und dafür auch unkonventionelle Wege einzuschlagen, nicht nur nichts Ehrenrühriges hat, sondern daß sich so mancher Fachhändler von diesem Geschäftssinn eine Scheibe abschneiden könnte.

Das ist der eine Punkt, der gesagt werden mußte. Der andere betrifft die Frage, ob Dommermuth mit seiner Aktion Erfolg haben wird. Zweifelsohne wird sie dem 1&1-Chef einen gewissen zusätzlichen Umsatz bringen. Vielleicht sogar in einer Höhe, die die Kosten für diese Aktion deckt. Es gibt gute Gründe für die Auffassung, daß eine Vertriebsmaßnahme wie die hier diskutierte nicht dazu geeignet ist, den PC-Absatz in Deutschland grundlegend zu stimulieren. Denn die Ursache für die im internationlen Vergleich niedrige Installationsdichte in Deutschland hat keine vertrieblichen Gründe. Oder will ernsthaft jemand behaupten, daß es selbst für die Landbewohner ein unüberwindbares Hindernis darstellt, sich einen PC anzuschaffen?

Und weil es keine vertrieblichen Ursachen sind, die einer größere PC-Verbreitung im Wege stehen, sind vertriebliche Maßnahmen wie eine Erhöhung der Verkaufsstellen sicher auch nicht das geeignete Gegenmittel. Schließlich lassen sich auch Kopfschmerzen nicht dadurch heilen, daß man die Zahl der Apotheken erhöht.

Deshalb ist auch nicht der Handel dafür verantwortlich zu machen, daß sich die Absatzentwicklung hierzulande nicht so entwickelt, wie man sich das wünschen würde. Da muß sich die Industrie schon selbst an die eigene Nase fassen. Die Produkte, die sie bis heute auf den Markt gebracht hat, sind offenbar eben nur für genau den Teil der deutschen Bevölkerung geeignet, der sie heute hat. Will die Industrie einen größeren Anteil der Bevölkerung erreichen, muß sie die entsprechenden Produkte entwickeln.Damian Sicking

Kopfschmerzen lassen sich auch nicht dadurch heilen, daß man die Zahl der Apotheken erhöht.

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