Konsolidierung in diesem Jahr?

22.04.1999

MÜNCHEN: Grafikchips sind gefragt wie nie zuvor. Analysten prophezeien den Herstellern Millionengeschäfte. Doch die Branche ist arg gebeutelt. Nur wenige Chipproduzenten sind in der Gewinnzone, viele steuern dem Ruin entgegen.Zukunftschancen räumen Branchenkenner auf die Dauer nur Unternehmen ein, die über eigene Grafikchips verfügen. Firmen die Ware zukaufen, können angeblich in diesem preissensitiven Segment langfristig nicht überleben. Ein Blick auf die weltweiten Anteile für 2D/3D-Grafikcontroller zeigt, daß der Markt fest in der Hand von ATI ist. Die Kanadier dominierten vergangenes Jahr die Branche mit einem Anteil von 32 Prozent deutlich. S3 (14 Prozent), Matrox (neun Prozent) sowie SIS und Nvidia mit je acht Prozent folgen nach Angaben der Marktforscher von Mercury Research mit deutlichem Abstand. Der Gesamtmarkt hat 1998 36,9 Millionen 2D/3D-Grafikchips umgesetzt.

Schnelles Wachstum bei 3D-Controllern

Bei reinen 3D-Controllern ist das Bild etwas entzerrter, doch ist ATI insgesamt noch deutlicher in Führung. Laut Mercury Research hält der kanadische Hersteller einen Anteil von 40 Prozent. Auf Rang zwei liegt S3 mit 16 Prozent, gefolgt von Matrox mit 13 und Nvidia mit elf Prozent. Trotz des vielzitierten Voodoo-Chips rangiert 3Dfx mit sieben Prozent quasi unter ferner liefen. Intels Eroberungsfeldzug im dreidimensionalen Markt brachte dem Halbleiterkrösus lediglich einen Gesamtanteil von fünf Prozent ein. Alles in allem wurden 1998 27,4 Millionen 3D-Controller-Chips umgesetzt.

Umsatz und Gewinn: Zwei unterschiedliche Welten

ATI führt das Segment aber nicht nur anteilsmäßig an, sondern verdient dabei auch noch richtig Geld. Ende 1998 lag der Nettoertrag bei rund 50 Millionen Dollar, der Umsatz bei 327,4 Millionen. Eine Antwort auf den Erfolg hat Deutschlandchef Gerd Queisser nicht parat. "Mit uns ist es wie mit McDonalds: Keiner geht hin, aber alle essen Hamburger", witzelt der ATI-Geschäftsführer.

In den Gewinnzahlen befinden sich auch Neomagic mit 8,9 Millionen, Nvidia mit 7,7 Millionen und die Voodoo-Priester von 3Dfx mit 2,1 Millionen Dollar. Schlecht sieht es dagegen für Cirrus Logic aus. Bei einem Umsatz von 153 Millionen US-Dollar errechnen Experten einen Fehlbetrag von über 90 Millionen Dollar. S3 soll mit 70,2 Millionen, Diamond mit über 16 Millionen Dollar in den Miesen stehen. Die Frage ist: Wie lange können die Hersteller diese Verluste noch wegstecken?

Ab Juni will Videologic den Markt kräftig aufmischen. Der Power VR Series 2 soll für Umsätze sorgen. Vermarktet wird das Produkt zusammen mit Sega in Spielemaschinen. Laut Videologic ist seit Oktober 1998 bereits über eine Million Chipsätze an Sega geliefert worden.

Das Roll-Out der Spielhallengeräte auf Naomi-Basis läuft weltweit seit Monaten auf Hochtouren. "Der Gedanke hinter der Strategie ist einfach", erklärt Videologics Sales-Manager Thomas Fitschen, "durch das Bestehen einer systemübergreifenden Hardwareplattform werden vor allem Entwicklungskosten in der Softwareindustrie gesenkt. Der Absatzmarkt vergrößert sich auf alle Plattformen, da die Portierung der Spiele in relativ kurzer Zeit vonstatten geht."

Dataquest sagt den 3D-Grafikchips ein Absatzvolumen von über 154 Millionen in diesem und 182 Millionen im nächsten Jahr voraus.

Der Grafikchipmarkt ist ein hochvolumiges Geschäft, das so manchen Hersteller in den Ruin zu treiben scheint. Experten gehen davon aus, daß der Markt 1999 vor einer Konsolidierung steht. Wahrscheinlich werden nicht alle Unternehmen den Jahrtausendwechsel in der heutigen Aufstellung erleben. (kfr)

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