Kopie per Mausklick

29.11.2001
Softwareproduzenten führen seit Jahren einen Kampf gegen Raubkopierer. Mit immer neuen Verfahren versuchen sie, Hackern das Leben schwer zu machen. Doch gegen die Hightech-Spezialisten haben sie kaum Chancen. Lohnt dann überhaupt noch ein Kopierschutz?

Der Softwareindustrie entstehen durch illegale Kopien jedes Jahr Milliardenverluste. Lange vor dem Erstverkaufstag der jeweiligen Software lassen sich im Internet schon Hilfsprogramme und Patches finden, die das Kopieren erlauben. Doch hierfür sind zumindest einige Grundkenntnisse über die Datenstruktur der Programme notwendig. Und gegen diese Hacker ist die Softwareindustrie machtlos. Lohnt dann überhaupt ein Kopierschutz?

Produzenten von Spielsoftware wissen, dass ihre Schutzlösungen gegen gewiefte Hacker machtlos sind. Mit den trotzdem installierten Kopierschutzmechanismen wollen sie aber die Schulhofpiraterie unterbinden.

Einer der vielen Schutz-Mechanismen besteht darin, dass die jeweilige CD beim Spielen im Laufwerk eingelegt sein muss. Obwohl das Spiel komplett auf der Festplatte installiert wurde, lässt es sich nur starten, wenn die Software die Original-CD im Laufwerk erkennt.

Wird die Original-CD nach dem Start des jeweiligen Spieles aus dem Laufwerk genommen, bricht das Spiel ebenfalls sofort ab. Mit dieser kleinen Einschränkung müssen die Spieler leben. Doch das ständige Anlaufen des CD-Laufwerkes nervt viele.

Clevere Programmierer kamen nun auf die Idee das zu umgehen. Festplattenplatz steht heute in den meisten Rechnern in ausreichender Menge zur Verfügung. Mit so genannten virtuellen CD-Laufwerken wird der Spielesoftware vorgegaukelt, dass sich die Original-CD im Laufwerk befindet. Was früher nur für Telefon-CDs oder ähnliche Datenbanken gedacht war, hat sich nun zu einem idealen Programm für den "Mini-Raubkopierer" zu Hause entwickelt. Denn mit dieser Software lassen sich Spiele einfach und ohne Programmierkenntnisse mit einem Mausklick auf den PC übertragen.

Dabei bietet das Programm viele Vorteile im legalen Bereich:

1. Der Datenzugriff wird erheblich beschleunigt.

2. Die Original-CD ist danach überflüssig.

3. Bei den heutigen HDD-Größen können eine Vielzahl - nur von der Vergabe virtueller Laufwerksnamen begrenzte Anzahl - von CDs aufgespielt werden.

4. Der eventuell vorhandene Kopierschutz muss nicht mehr gecrackt werden.

5. Das ständige Anlaufen des CD-ROM-Laufwerkes wird unterbunden, die Lärmbelästigung wird reduziert.

Der Anbieter der Software erklärt ComputerPartner stolz, dass beim Kopiervorgang auch sämtliche Kopierschutzmechanismen auf die jeweilige Festplatte überspielt werden. Die Software findet hinterher in dem virtuellen Laufwerk eine identische Kopie der CD. Recherchen bei Spieleherstellern ergaben ungläubiges Kopfschütteln. "Davon haben wir bislang noch nie etwas gehört", war die einstimmige Aussage. Mit diesen legal zu erwerbenden Produkten lässt sich der Kopierschutz von fast jeder Software unterlaufen. Neben den Verlusten der Softwareindustrie ist hier in erster Linie auch der Handel betroffen. Denn mit dem Verkauf von jedem dieser Programme verzichtet er auf den Verkauf von rund zehn Spielen.

Verkäufer in den Spieleabteilungen von großen Kaufhäusern sehen die Situation aber nicht so schlimm. "Die Software wird vom Kunden gewünscht, also verkaufe ich sie", sagt ein Mitarbeiter bei Karstadt in Landshut. Den Einwand, dass man damit sehr einfach Raubkopien von Spielen anferti-gen könne, lässt er nicht gelten. "Klar weiß ich das, aber dann wird die Software von der Konkurrenz verkauft und außerdem verkaufe ich auch jede Menge Rohlinge", gibt er gegenüber ComputerPartner zu.

ComputerPartner-Meinung:

Richtig eingesetzt, ist das Programm Vitual CD eine SuperErfindung. Es erlaubt sehr schnellen Zugriff auf die Daten. Allerdings ist die Versuchung groß, sich Programme von einem Freund auszuleihen und auf die eigene Festplatte zu spielen. Jeder, der das Programm verkauft, kann sicher sein, dass sein Umsatz an Spielen zurückgehen wird. Denn nie war es einfacher, Software trotz zahlreicher Kopierschutzmechanismen zu überspielen. (jh)

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