Früher waren es dubiose Finanzberater, die per Telefonterror den Selbstständigen während den Geschäftszeiten den letzten Nerv raubten. Dann riefen ständig Versicherungsvertreter, Call-Center für Zeitungsabos, Anzeigenwerber für dubiose Verlagsprojekte und weitere illustre Gestalten aus dem werbetechnischen Milieu an.
Damals äußerte ich den Wunsch, dass es wenigstens unsere Distributoren seien, die nach uns sehen sollten. Heute bereue ich diesen Wunsch. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion haben sich wohl einige Großhändler und solche, die sich dafür halten, zu einer Telefon-Spam-Offensive verabredet. Mehrere Firmen nervten vergangene Woche mit angeblichen Sonderaktionen und phantastischen Preisen.
In einem Anfall vorgreifender Senilität habe ich mich auf mehrere Gespräche mit einem aus der Fachpresse bekannten Distributor aus der Heimat eines künftigen Bundesliga-Aufsteigers eingelassen. Ein Online-Buchungssystem, das nur Richtpreise hat, Sonderpreise, die angeblich nur telefonisch genannt werden dürfen, obwohl sie auf der Rechnung dann schriftlich stehen, sollten die Alarmglocken läuten lassen. Freigesetzte Endorphine ließen mich bestellen. Obschon die Firma den Preisvergleich mit einem seriösen Distributor verlor und nachgeben musste und Erstbesteller einen Mindestbestellwert von 250 Euro netto haben.
Um kein unnötiges Risiko einzugehen, bestellte ich nur eine kleine Menge. Ein Glück, denn die drei Produkte kamen in drei Lieferungen, und für jede wurden Verpackung, Versand und Nachnahme kassiert. Insgesamt 36,74 Euro zusätzliche Kosten bei einem Auftragswert von 294,22 Euro. Das sind über zwölf Prozent Margenverlust. Ein Beispiel für heutiges Marketing weitab von der Kaufmannsehre.
Mein Fazit: Der Grat zwischen Akquisition und Telefonterror ist schmal - der zwischen Professionalität und Abzocke anscheinend auch.
Bis demnächst, Euer Querschläger!
Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.