Kyocera steigt beim krisengebeutelten Kopiererhersteller ein

21.10.1999

STEINBACH: Erneut tun sich ein Drucker- und ein Kopiererhersteller zusammen: Kyocera wird die finanzschwache Mita Corporation übernehmen und will ihr mit einer Finanzspritze wieder auf die Beine helfen.Umgerechnet 216 Millionen Mark wird der krisengebeutelte Kopiererhersteller Mita von Kyocera erhalten. Im Gegenzug wird das Unternehmen seinen Firmennamen Anfang 2000 in "Kyocera Mita Corporation" ändern. Wie die deutsche Niederlassung jetzt bekanntgab, wurde dieser Reorganisationsplan kürzlich dem Distriktgericht in Osaka, Japan, unterbreitet.

Für Mita ist die Verschmelzung mit Kyocera vielleicht die letzte Rettung: Im August des vergangenen Jahres mußte der Kopiererhersteller einen Vergleichsantrag stellen. Die Schuldenlast betrug zu diesem Zeitpunkt umgerechnet 2,5 Milliarden Mark, das Eigenkapital belief sich auf etwa 41 Millionen. Als erste Maßnahme wurden der Inhaber Yoshihiro Mita und seine Berater ihres Amtes enthoben; ihnen werden folgenschwere Fehlentscheidungen vorgeworfen.

So wurden die beiden japanischen Produktionsstätten verkauft, man wollte sich mehr auf die seit 1978 bestehende Produktion in Hongkong konzentrieren. Doch die politischen Veränderungen wirkten sich negativ aus: Wegen des Dollarverfalls in Hongkong mußte Mita Waren für den japanischen Markt überteuert einkaufen. Noch schlimmer war jedoch, daß man bei vielen Dingen viel zu spät reagiert hat: Die Unternehmensführung habe versäumt, den Personalabbau rechtzeitig voranzutreiben und zudem den Anschluß an aufstrebende Bereiche und Technologien verpaßt. Probleme in der Produktentwicklung bremsten das Voranschreiten im digitalen Bereich. Die Einführung der Produkte kam offenbar zu spät. Als Kopierer- und Faxhersteller war Mita ohnehin kein Key-Player im Markt. Aber auch im OEM-Geschäft hat man offenbar auf das falsche Pferd gesetzt: Die Partner, die zeitweilig exklusiv beliefert wurden, kauften auch bei anderen ein. Aus Rücksicht hat Mita aber die eigenen Vertriebskanäle nicht stärker ausgebaut.

Von den finanziellen Schwierigkeiten waren die Vertriebs-gesellschaften im Ausland angeblich nicht betroffen. In Europa habe es keine Fakten einer Überschuldung gegeben. "Wir sind ein gesundes Unternehmen", versichert Günther Bollmann, Marketingmitarbeiter von Mita-Deutschland. Man sei außerdem "guten Mutes", daß die Verschmelzung mit Kyocera auch in Deutschland einen positiven Schub bringen werde. Schließlich habe man gemeinsam eine breite Produktpalette anzubieten.

Tatsächlich war Kyocera als Rettungsanker schon länger im Gespräch. Doch zunächst wurde in Japan geprüft, ob Mita strukturell noch überlebensfähig ist. Angeblich soll der Druckerhersteller die Finanzspritze auch nur unter der Voraussetzung angeboten haben, daß das bisherige Stammkapital auf null gesetzt wird. Zusätzlich zu den Millionen bringt der Druckerhersteller frisches Blut ins Management: Kazuo Inamori, Gründer von Kycera, wird der neuen Firma als Direktor und Berater zur Verfügung stehen. Yasuo Nishiguchi, Präsident von Kyocera, wird Vorstandsvorsitzender und repräsentativer Direktor. Koji Seki, derzeitiger Geschäftsführer von Kyocera und Träuhänder bei Mita, wird zum Präsidenten der Kyocera Mita Corporation berufen. Von seinen Erfahrungen in der Fertigungstechnik erhofft man sich "positive Auswirkungen auf Qualität und Rentabilität". (mf)

Zur Startseite