Lerserbrief

15.10.1998

Zum ComputerPartner Round Table"Der Kunde ist König: Gilt das auch für den privaten PC-Käufer?" in ComputerPartner 18/98, Seite 28, erreichte uns folgende Zuschrift.

ComputerPartner zu lesen ist mir eine freudige und angenehme Pflicht. Sie hatten vor wenigen Wochen die Beratungsfreundlichkeit unserer PC-Ketten oder anderer PC-Shops in Form eines Roundtablegesprächs dokumentiert. Dankenswerterweise war auch einmal ein Senior, ein Pensionär, anwesend. Ich dachte mir: Aha, nun werden sie gescheiter und nehmen sich den Seniorenmarkt vor. Dem ist aber leider nicht so. Ich bin Senior und war über 30 Jahre in unserer Branche tätig. Als Seniors Captain eines renommierten Golfclubs betreue ich fast 150 sogenannte Senioren und Seniorinnen. Alle haben ihr Berufsleben als Ärzte, Rechtsanwälte, Pfarrer, Freiberufler, Manager oder Inhaber kleinerer und größerer Firmen hinter sich. Die meisten haben ihre Zweitwohnung in Italien oder Spanien, sie fahren eigentlich wie eh und je eine Pkw-Nummer zu groß, sie spielen oft Tennis, fahren im Frühjahr zum Golfen und im Winter zum Skilaufen usw. Und fast alle sind eigentlich bereit, sich ein technisches Spielzeug auf den Schreibtisch im heimischen Büro zu stellen - wenn da nicht eine so große Hemmschwelle wäre. Einer meiner Freunde ging vor kurzem mit geschwellter Brust und gefüllter Brieftasche in einen PC-Shop. Über ihn herein brach eine Flut von Informationen. Nur verstand er nahezu nichts. Jetzt löchert er mich vor jedem Spiel. Aber die hohlen technischen Phrasen, die Computerfachbegriffe, die in den letzten fünf bis sieben Jahren zum Einsatz kommen, sind auch mir nicht mehr geläufig. Wo bleiben eigentlich zielgerichtete Aussagen und Vorführungen, die "man" verstehen kann? Ich habe vor Jahrzehnten gelernt, wenn du einen bestimmten Kundenkreis angehst, mußt du die Sprache der Benutzer kennen. Will man die gutbetuchten Senioren ansprechen, dann muß man wissen, was sie interessiert und wie sie ihr Leben führen. Ob wohl einer der viel zitierten Manager dieser Branche sich schon einmal mit einem aktiven Senior unterhalten hat? Ein wirkliches Kennenlernen des Abnehmers liegt wegen der heutigen Schnelligkeit des Generationswechsels bei Mensch und Equipment nicht im Blickwinkel des umsatz- oder ertragsgesteuerten Managers. Schade!

Oskar Hoffmann, Pensionär aus Weiden

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