Leserbriefe

16.10.2003
Unsere Berichterstattung über das Online-Auktionshaus Ebay auf ComputerPartner.de am 7. und 8. Oktober 2003 wurde zahlreich kommentiert.Auch zum Beitrag "Ebay: Alle zwei Minuten wird bei uns ein PC-System verkauft" in Ausgabe 41/03, Seite 16, erreichte uns Leserpost.

Guter Vertriebskanal für Gebrauchtwaren

Die Ebay-Auktionen sind sicherlich für Gebrauchtcomputer-Händler eine gute und interessante Möglichkeit, den Umsatz zu steigern. Für Distributoren und Fachhändler im EDV-Bereich ergibt sich diese Möglichkeit nicht. Als Fachhändler für Original-Druckerzubehör müssen wir uns fragen, wie es möglich ist, dass mehrere hundert Anbieter täglich bei Ebay Deutschland Originalprodukte, wie zum Beispiel Tinten- und Tonerpatronen von Canon, HP und Lexmark, unter Herstellerpreis verkaufen. Es gibt sehr viele so genannte Privatanbieter, die schon mehrere hundert Transaktionen bei Ebay abgewickelt haben, alles ohne Rechnung, ohne Garantie, ohne Buchhaltung und natürlich ohne Finanzamt. Kaum ein Unternehmen kann kontrollieren, ob nicht einer oder zwei Tinten- oder Tonerpatronen täglich fehlen. Das Interesse des Finanzamts oder der Polizei an der Verfolgung dieser Straftaten tendiert gegen null. Den Schaden, der in die Millionen Euro geht, trägt die Wirtschaft.

Hans Bodo Müller, Geschäftsführer der OBM EDV-ZubehörVertriebs GmbH, Bad Oeynhausen

Eine Frage der Seriosität

"Ebay muss erst einmal seriös werden". Das Gute ist ja, dass man nicht bei Ebay verkaufen muss! Ich selber habe diesen Versuch eingestellt. Meistens ist der Verkauf nicht lukrativ, mit viel Aufwand verbunden und lohnt sich eigentlich nur für den Schnäppchenjäger. Wer Hardware kompetent kaufen möchte, geht sowieso ins Fachgeschäft und lässt sich beraten, und nimmt ein paar Euro mehr gerne in Kauf, weiß dass er die ganze Bandbreite Support bekommt und vor allem: dass er die Ware überhaupt bekommt! Schließlich gibt es genug Betrug bei Ebay, der kaum verfolgt wird. Ich denke, Ebay ist genau wie Aldi, Lidl und jetzt sogar noch OBI nicht der Ort, wo seriös Hardware verkauft wird. Und diese Orte werden in den nächsten Jahren zwar ihre Berechtigung weiter haben, aber wer will schon diese Kunden, die auf den letzten Cent achten, generell keine Ahnung von PCs haben und dann sowieso nur im Laden quengeln! Wenn Ebay an seiner Seriosität arbeitet und Provisionen senkt, will ich es gerne noch einmal versuchen, bis dahin nutze ich lieber Ladenlokale für den Vertrieb!

C. Nitschke, cn@datapart.de

Keine fachliche Beratung möglich

Wir sind seit zehn Jahren spezialisiert im Bereich Sun-Systeme Gebraucht- und Neuware. Ebay ist für uns kein Marktplatz, da der B2B-Bereich zumindest in Deutschland über Ebay nicht funktioniert. Hochwertige und höherpreisige Server und Speichersysteme lassen sich über Ebay nicht verkaufen. Ausnahmen bestätigen die Regel, sind jedoch selten. Verkaufen lassen sich eigene Schnäppchen oder (gebrauchte) Austauschsysteme - weit unter dem normalen B2B-Marktpreis. Damit dient Ebay bestenfalls als Marketingplattform - und man ist das Zeug los. Für ernsthafte Verkäufe und Kundenbeziehungen kann Ebay - schon wegen fehlender, fachlicher Beratung - keine Plattform sein. Die Kundenbeziehung und -pflege ist jedoch ein wesentliches Merkmal des Fachhandels oder des IT-Spezialisten - Ebay forciert die schnellen Einmal-Verkäufe. Ich habe jedenfalls bei Ebay noch keinen Kunden zweimal gesehen.

Meinhard Kniffki, mkniffki@yahoo.com

Es wäre eine Chance gewesen ...

Wenn sich unsere Branche nicht gegenseitig mit ruinösen Kalkulationen die Preise kaputt machen würde, könnte das für viele EDV-Händler eine Chance sein, einem Media-Markt oder Aldi etc. auf einem ähnlichen Vertriebsweg Paroli zu bieten (kein telefonischer Support, kein Vor-Ort-Service durch den Händler und keine Beratungsleistung). Alle IT-Waren, die jedoch über Ebay angeboten werden, sind - wenn überhaupt - mit Handelsaufschlägen von einem bis fünf Prozent kalkuliert. Davon kann keiner leben - auch kein Powerseller. Im Schnitt zahlt man pro verkauftem Artikel fünf Prozent Ebay-Gebühren (Ebay hat keine zwei Jahre oder mehr an Gewährleistungsrisiko für zum Teil unsichere Produkte zu tragen). Das ist oft genau der Anteil, der dann den Rest der Marge auffrisst. Warum tun wir das?

Bei solchen Margen können wir doch besser zu Hause bleiben. Da verdienen wir zwar auch nichts, aber unsere Frauen, Kinder, Hund, Katze, Maus etc. würden sich freuen, dass wir Zeit für sie haben. Gibt es wirklich so viele zerrüttete Familienverhältnisse wie bekloppte Ebay-Verkäufer?

T. Malovic, tmalovic@dtl-computer.de

Gute Werbung, aber Gebühren zu hoch

Hallo Jungs, irgendwie kann ich euren Argumentationen nicht richtig folgen. Wer seine Waren bei Ebay mit fünf Prozent Aufschlag verkauft, stirbt schnell oder bezieht die Waren aus zwielichtigen Kanälen. Zur Überprüfung der Angebote unter HEK und zur Überprüfung der dazugehörigen Händler kann sich doch jeder Verkäufer an die Hersteller und Distributoren wenden. Diese können solche Kunden sperren bzw. bei Verdacht auf Hehlerware weitere Schritte einleiten. Der Preiskampf bei Ebay ist hart, und man trifft immer wieder auf Idioten, für die BWL eine neue Modedroge zu sein scheint. Trotzdem können wir auch bei Ebay unsere Margen von 20% plus halten und nutzen so Ebay als zweiten Verkaufskanal. Kann ich ein Produkt nicht für eine angemessene Marge bei Ebay verkaufen, dann tue ich es eben nicht. Die Ebay-Gebühren sind hoch, zu hoch, aber eine so billige Werbung, noch dazu so zielgruppengerecht, bekommt man für 2.000 Euro nirgendwo anders. Also Kopf hoch und ran an die Kunden - und immer auf die Marge achten.

Papaware!

Völlig überlaufen

Ebay ist von Händlern so überlaufen, dass jeder kaum noch Marge hat. Man kann dadurch höchstens Überbestände verkaufen, mehr ist nicht drin. Und die Ebay-Gebühren sind horrend hoch, da kann man sich schnell verkalkulieren (fünf Prozent im Schnitt). Jobs schafft die Plattform nicht, Sie macht nur die Preise kaputt. Ich bin übrigens selber Powerseller.

J. Fitzek, J_Fitzek@computer-fitzek.de

Hersteller können nicht begeistert sein

Welch ein toller Gedanke. Ebay als Handelsplattform macht doch die kompletten Margen kaputt. Es wird nur, aber auch wirklich nur, über den Preis verkauft. Jedem Hersteller ist Ebay ein Dorn im Auge, weil sich kein Mensch an empfohlene Verkaufspreise hält. Dort tummeln sich so genannte Händler, die mal kurz ein Gewerbe anmelden (wenn überhaupt) und die Produkte mit minimalem Aufschlag verkaufen. So werden der Preis und das Produkt an sich kaputt gemacht. Anschließend geht das Gejammer los, dass bessere Einkaufspreise benötigt werden etc. Das trifft vor allem bei Computerprodukten zu.

Wir als Hersteller haben, gelinde gesagt, die Nase voll von Ebay und seinem ach so tollen Direktkauf. Ebay sollte Privatleuten vorbehalten sein. Da macht es Sinn und Spaß.

Aber alles andere dürfte es zum Wohle des Handels nicht geben, sollte sogar verboten werden. Die Folge wird sein, dass sich Hersteller und Distributoren die Händler noch genauer anschauen und irgendwann die Geschäfte selbst machen werden. Ganz einfach um die höchstmögliche Kompetenz und den bestmöglichen Preis zu erzielen.

Auch um den Endkunden den bestmöglichen Support zu geben. Ebay sollte auch mal dazu übergehen, einen Gewerbenachweis mit Steuernummer und kompletten Adressdaten zu hinterlegen.

Markus Zähringer, mz@com-pad.com

Nur was für die Großen

Als junges IT-Unternehmen hatten auch wir Ebay als potenziellen Marktplatz ins Auge gefasst, nach einigen Tests aber schnell wieder die Finger davon gelassen. Als Fachhandelsmarktplatz eignet sich Ebay nur für große Unternehmen, die bei entsprechend großen Abnahmemengen auch preisgünstiger einkaufen können und dadurch auch attraktive Angebote platzieren können. Wir "Kleinen" haben da beim Preiskampf keine Absatzmöglichkeit.

Maria Zacharias, Biss Management GbR, Düsseldorf

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