Linear Tape Open von HP, IBM und Seagate

05.06.1999

MÜNCHEN: Die drei Branchengrößen Hewlett-Packard, IBM und Seagate wollen mit LTO einen neuen Tape-Standard etablieren. Während die konkurrierende DLT-Fraktion Umsatzrekorde einfährt, läßt sich über die Markteinführung von LTO nur spekulieren.Die neue High-End-Tape-Architektur LTO (Linear Tape Open) steckt immer noch in den Kinderschuhen. Die von Branchenkennern optimistisch prophezeite Markteinführung zur Cebit diesen Jahres ist geplatzt. Bis dato scheint es nicht einmal lauffähige Samples zu geben.

Die gemeinsam von Hewlett-Packard, IBM und Seagate entwickelte LTO-Technologie soll sich im Unterschied zu bisherigen Verfahren durch eine höhere Speicherkapazität und Performance sowie hohe Datenintegrität auszeichnen. In der Praxis wird es mit Ultrium und Accelis zwei Formate geben.

Das für Einzelspulengeräte entwickelte Ultrium-Format ist vor allem für hohe Kapazitäten konzipiert. Bei einem Kompressionsverhältnis von 2:1 bietet es ein Speichervolumen von maximal 200 GB. Accelis soll dort zum Einsatz kommen, wo schneller Datenzugriff an erster Stelle steht. Mit zwei Bandspulen wird eine Datenzugriffszeit von weniger als 10 Sekunden erreicht. Um ein Maximum an Speicherkapazität, Performance und Zuverlässigkeit zu erreichen, mußten die Entwickler vor allem an der Servotechnologie, Kompression, am Spurenlayout sowie an den Fehlerkorrekturcodes arbeiten.

LTO soll eine Multivendor-Plattform werden

"Einer der Hauptvorteile von LTO ist, daß es sich um einen offenen Standard handeln wird", betont Tony Rush, Communication-Manager bei HP und Sprecher des LTO-Konsortiums. "Der Markt will weg von der Single-Source-Lösung und fordert eine Multivendor-Plattform."

Jeder Hersteller kann entsprechende Lizenzen erwerben. Die für die Implementierung erforderlichen Spezifikationen, technischen Details und Patentrechte sind in vier Lizenzpaketen zusammengefaßt: Accelis- und Ultrium-Bandmechanismus sowie für die jeweiligen Cartridges. Interchange-Spezifikationen sind separat erhältlich, beinhalten jedoch weder die technischen Details noch die Patentrechte, die in den Lizenzpaketen enthalten sind. Für die Lizenzvergabe ist die in Los Angeles ansässige Anwaltskanzlei Ladas & Parry zuständig.

"Das Accelis- und Ultrium-Logo darf nur verwendet werden, wenn die Laufwerke 100 Prozent kompatibel zu den Spezifikationen sind", erklärt Rush. Die drei Entwickler HP, IBM und Seagate wollen dies durch konsequente Qualitätstests sicherstellen. Die Überprüfung soll durch ein unabhängiges Testlabor sichergestellt werden. Welches Unternehmen den "LTO-TÜV" übernimmt, wird in den kommenden Wochen bekanntgegeben.

Die Liste der Lizenznehmer hält sich noch in Grenzen. Bisher hat lediglich Fujitsu offiziell die Rechte für Ultrium-Laufwerke erworben. "Wir stehen mit einigen Unternehmen in Verhandlungen", sagt Rush. "In den kommenden Wochen wird es eine Reihe von Ankündigungen geben." Etwas besser sieht es auf der Medienseite aus. Hier gehören Emtec, Imation und Verbatim zu den Lizenznehmern.

Rush rechnet nicht vor dem Jahrtausendwechsel mit der Einführung der ersten Produkte. LTO positioniert sich in erster Linie gegen DLT beziehungsweise dessen Nachfolger Super DLT. Quantum plant, eine Produktfamilie mit Bandlaufwerken mit Kapazitäten von 100 bis 500 GB und Transferraten von 10 bis 40 MB pro Sekunde anzubieten. Die ersten Geräte sind für den Spätsommer geplant. Die Spanne überbrückt der Hersteller mit der Einführung des DLT 8000.

LTO attackiert die etablierte DLT-Technologie

Dem Markt wird es sicher gut tun, wenn DLT ernsthafte Konkurrenz bekommt. "Wir werden auf jeden Fall bessere Preise als Super-DLT haben", konstatiert Rush. "Zudem ist das Cartridge-Design bereits hinsichtlich für den Einsatz in Libraries entworfen." Der Bedarf an schnellen Backup-Lösungen mit hoher Speicherkapazität ist unbestritten, doch die installierte Basis von DLT ist enorm.

Im April diesen Jahres konnte Quantum das einmillionste DLT-Laufwerk ausliefern. Logisch, daß sich der Hersteller angesichts der nahenden LTO-Konkurrenz gelassen gibt. "Im heutigen Rund-um-die-Uhr-Geschäft ver- lassen sich die IT-Verantwortlichen auf DLT-Laufwerke und -Medien", erklärt Bill Boles, Vice President Marketing von Quantum. "Die Tatsache, daß wir eine Million Drives und 30 Millionen Medien verkauft haben, zeigt vor allem eines: Die IT-Fachleute, die damit betraut sind, das wertvollste Vermögen ihrer Firmen - nämlich die gespeicherten Daten - zu schützen, haben großes Vertrauen in diese Technologie."

"Im Laufe des letzten Geschäftsjahres wuchs die Zahl der installierten DLT-Laufwerke um etwa 70 Prozent von 600.000 auf eine Million Einheiten", berichtet Brodie Keast, Vice President and General Manager bei Quantum. Laut IDC entfielen auf DLT-Produkte Ende 1998 40 Prozent des OEM-Gesamtumsatzes im weltweiten Midrange-Bandspeichermarkt. "Die DLT-Technologie wird im Bereich für Midrange-Tapes immer stärker", stellt Bobo Amatruda, Senior Analyst bei IDC fest. "DLT ist die Technologie, an der sich die anderen messen müssen." (kfr)

"LTO adressiert zwei Märkte: Das Backup-Segment mit Ultrium und Near Line Storage mit Accelis-Produkten", Tony Rush, Communication- Manager bei Hewlett-Packard.

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