Lintec-Tochter RFI bekommt Finanzprobleme der Mutter zu spüren

27.06.2002
Die Situation bei der RFI Mobile Technologies AG spitzt sich zu. Die Lintec-Tochter arbeitet derzeit auf Hochtouren, um das Unternehmen so schnell wie möglich wieder auf solide finanzielle Beine zu stellen.

Noch vor einem halben Jahr war RFI Jahr sehr zuversichtlich, was die Unabhängigkeit des eigenen Geschäftes von der Mutter angeht. Das Defizit im Halbjahresergebnis glaubte der Distributor bis zum Jahresabschluss am 30.06.2002 in ein positives Endergebnis umwandeln zu können. (siehe ComputerPartner 01/02, Seite 40). Heute sieht die Situation anders aus: "Ja, es stimmt. Kürzungen von Kreditlimits seitens der Kreditversicherer gibt es tatsächlich, und wir haben deswegen mit einigen Lieferanten auch Probleme", bestätigt Schweitzer, Finanzvorstand von RFI. Auch sei das Unternehmen "natürlich mit der derzeitigen wirtschaftlichen Situation nicht zufrieden", erklärt er weiter.

Mitgehangen - mitgefangen

Es ist kein Geheimnis mehr, dass die mit 80 Prozent an RFI beteiligte Lintec AG seit Mitte vergangenen Jahres mit massiven Problemen in der Unterhaltung ihrer Tochtergesellschaften zu kämpfen hat. Ein solches Umfeld macht auch die Kreditversicherer hellhörig, die seit der CHS-Pleite noch sensibler geworden sind. Die Kürzung der Kreditlimits zieht einen Rattenschwanz von Nachteilen, wie Verunsicherung der Lieferanten und somit teilweise verschärfte Zahlungsmodalitäten, wie auch eingeschränkte Handlungsfähigkeit in bestimmten Bereichen, hinter sich her. "Dennoch haben wir nach wie vor stabile Kreditlinien und sind in der Lage, unseren laufenden Verpflichtungen nachzukommen", erklärt Schweitzer. Es gebe zumindest im Moment keine Indizien, dass die Banken nicht mehr mitspielen würden.

Ein weiterer Grund für die immer dünner werdende Finanzdecke sei auch der Rückgang des Distributionsgeschäfts in den vergangenen Monaten sagt Schweitzer. "Ja, das Distributionsgeschäft ist etwas zurückgegangen", bestätigt auch ein Lieferant von RFI. "Im Moment läuft das Geschäft sehr lau", erklärt ein anderer Hersteller. Neben der allgemeinen Kaufzurückhaltung der Kunden hatte RFI auch mit "Lieferschwierigkeiten mancher Hersteller zu kämpfen", fügt Schweitzer hinzu.

Sanierungspläne liegen vor und warten auf Absegnung

Um die aktuelle Finanzlage zu entschärfen, sei man jedenfalls auf der Suche nach weiteren Investoren. Einige Gespräche seien nach Aussage der RFI bereits am Laufen. Wie ein eventuelles Beteiligungsmodell aussehen könnte, stehe jedoch derzeit noch nicht fest.

Geplant seien sowohl konzeptionelle Veränderungen im Distributionsgeschäft als auch Restrukturierungen innerhalb des Unternehmens. Die entsprechenden Vorlagen seien vom Vorstand bereits erarbeitet worden und müssten nun noch mit der Lintec AG abgestimmt und entschieden werden. Spätestens Ende Juli will der Distributor seine Sparmaßnahmen vorstellen. So wolle man zum Beispiel auch das Produktportfolio einschränken und einige Lieferanten aus dem Angebot herausnehmen. "Wir werden in Zukunft die Zusammenarbeit mit einem Lieferanten durchaus unter dem Ertragsgesichtspunkt für unser Unternehmen betrachten", bemerkt Schweitzer kritisch und ist sich dabei auch im Klaren, dass "wir dadurch vielleicht auch den einen oder anderen Kunden verlieren werden." Konzeptionelle Gespräche bezüglich der weiteren Zusammenarbeit seien mit einigen Herstellern bereits gelaufen. Dabei hofft RFI, dass "die Lieferanten zu einem kleinen Stück Eigenrisiko" bereit seien und ein Geschäft auch einmal ohne das Zutun des Kreditversicherers abwickeln werden.

Hilfe von außen erhalten die Mönchengladbacher auch vom ehemaligen Geschäftsführer Arnold August, der sein Mandat im Aufsichtsrat des Unternehmens niedergelegt hat, um eine beratende Funktion ausüben zu können. Eine Wiedereinstellung Augusts als RFI- Geschäftsführer kann sich Schweitzer zwar vorstellen, es gebe aber derzeit noch keine konkreten Pläne dazu. Das zweite, wenn auch noch kleine, Standbein mit einem Umsatzanteil von zwölf Prozent im Geschäftsjahr 2001/2002 ist die Bluetooth-Entwicklung und Eigenmarke "Anycom". Dieser Bereich wurde bisher über das Distributionsgeschäft finanziert. Die in Bluetooth getätigten Investitionen fingen nun langsam an, sich auszuzahlen. "Wir sind nahe daran, in diesem Bereich positive Zahlen zu schreiben", sagt Schweitzer.

Die RFI-Muttergesellschaft Lintec konnte bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme abgeben (siehe dazu auch den Kommentar auf Seite 8 dieser Ausgabe). (bw)

www.rfi.de

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