Linuxworld: Linux ist nicht rundweg Klasse

17.11.2006
Dirk Hohndel, Intels oberster Open-Source-Stratege, ist mit seiner Keynote-Rede auf der Kölner Messe "Linuxworld" den Enthusiasten in die Parade gefahren.

Dirk Hohndel, Intels oberster Open-Source-Stratege, ist mit seiner Keynote-Rede auf der Kölner Kongressmesse "Linuxworld" den Enthusiasten in die Parade gefahren. Der vormalige langjährige Technikchef von Suse wies auf Defizite in der Entwicklung hin. So sei Linux in Rechenzentren keineswegs "ein alter Hut", weil längst selbstverständlich. Vielmehr fehle es unverändert an Tools, Infrastruktursoftware und vor allem Linux-Kennern.

Auch das Betriebssystem selbst weise Defizite auf. So zeige es in sehr großen Umgebungen mit mehreren zigtausend Servern unerwartetes Verhalten. Der Grund: Bei seiner Entwicklung wird das - ohnehin ursprünglich als Desktop-Unix-Clone gestartete - Linux nur in Landschaften mit wenigen hundert Servern getestet. Diesbezüglich seien die Perspektiven aber eigentlich doch sehr gut. Denn Anwender riesiger IT-Umgebungen wie Intel engagieren sich zunehmend in der Linux-Entwicklung.

Am anderen Ende, im Desktop-Bereich, schaue die Lage deutlich trister aus, so Hohndel: "Linux auf dem Desktop ist weit davon entfernt, den Anforderungen der Benutzer gerecht zu werden." Es sei "absolut unbrauchbar", wo Microsoft-Office-Dokumente verarbeitet werden müssen. Solange im Büroumfeld proprietäre Formate vorherrschen dürfte sich daran auch nichts grundlegend ändern. Unproblematisch sind Linux-Desktops da, wo es nur um Dateneingabe geht, wo also im Prinzip wie zu Mainframe-Terminal-Zeiten Eingabefelder (heute in einer schicken Benutzeroberfläche) gefüllt werden. Das ist beispielsweise bei vielen Anwendungen in der öffentlichen Verwaltung oder bei Banken, Versicherungen und im Handel der Fall.

Ausgesprochen gut schaue es hingegen um Linux in "limited use environments" aus. Gemeint sind damit Geräte mit dedizierten Aufgaben wie Router und Firewalls oder Privatanwender-Produkte wie Media-Player, Navigationssysteme oder Handys. Hohndel: "Auch der sturste Microsoft-Anwender hat längst Linux im Haus."

Das Embedded-Segment werde von dem beliebig anpassbaren quelloffenen System derzeit förmlich aufgerollt. Linux werde auch in Sachen Server seinen Erfolg fortsetzen, so Hohndel; denn bestehende Mängel werden von den Entwicklern und immer mehr Softwarehäusern behoben. Nur auf den Desktops werde Linux "noch lange nicht" ein Erfolg. (Computerwoche;ls/ wl)

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