Löscher will den Siemens-Konzern weiterentwickeln

27.06.2007
Von Alexander Becker

Von Alexander Becker

Dow Jones Newswires

NÜRNBERG (Dow Jones)--Der neue Siemens-Vorstandsvorsitzende Peter Löscher will den Konzern unter seiner Ägide weiterentwickeln. Wenn nach seinem Amtsantritt eine Revolution erwartet werde, "muss ich sie leider enttäuschen", sagte Löscher am Dienstagabend in Nürnberg während des jährlichen "Media Summit" des Münchner DAX-Konzerns. Löscher übernimmt den Vorstandsvorsitz der Siemens AG am 1. Juli von Klaus Kleinfeld.

Siemens hat Löscher Mitte Mai als Nachfolger von Kleinfeld vorgestellt. Der 49-Jährige war bislang President Global Human Health des US-Pharmaunternehmens Merck & Co. Vor dieser Tätigkeit war der Österreicher beim Siemens-Wettbewerber General Electric, für die Höchst AG sowie die später fusionierte Aventis in verschiedenen Funktionen in Deutschland, Spanien Großbritannien, Japan und den USA tätig.

Löscher sagte, er wolle die ersten drei Monate zunächst dafür nutzen, das Unternehmen, die Mitarbeiter, die Kunden und die Siemens-Führung kennen zu lernen. Der Öffentlichkeit will sich der Manager am 5. Juli vorstellen. Seine Tätigkeit bei Siemens habe er nach entsprechender Vorbereitung am Montag begonnen. Vor dem Hintergrund des Schmiergeldskandals bei Siemens sagte er, oberste Priorität habe das Thema Compliance.

Löscher muss Siemens durch strafrechtliche Untersuchungen führen. Derzeit ermitteln die Münchner Staatsanwaltschaft, europäische Strafverfolgungsbehörden, das US-Justizministerium und die US-Börsenaufsicht SEC wegen mehrerer mutmaßlicher Korruptionsfälle.

Vorgänger Kleinfeld musste auf der Halbjahrespressekonferenz Ende April verkünden, dass die dubiosen Zahlungen von Siemens-Mitarbeitern deutlich größeren Umfang haben könnten als bislang bekannt. Derzeit hat das Unternehmen unklare Zahlungen von Mitarbeitern der Com-Sparte über 420 Mio EUR identifiziert. Siemens hat dahingehende Prüfungen inzwischen auf alle anderen Geschäftssparten ausgedehnt.

Löscher erbt von Kleinfeld zudem das bei der Vorlage der Halbjahreszahlen vorgestellte und laut Analysten "ambitionierte" neue Effizenzsteigerungsprogramm "Fit for 2010". Dabei hatte Siemens die Margenzielbänder für neun von elf Siemens-Sparten angehoben. Zudem will das Unternehmen seine Rentabilität künftig auch auf Konzernebene an konkreten Zielvorgaben messen lassen. Hier setzt das Unternehmen auf die Kennziffern Return on Capital Employed (ROCE) und die Cash-flow-Größe Cash Conversion Rate.

Kleinfeld hatte Ende April angekündigt, nicht für eine Verlängerung seines bis zum 30. September laufenden Vertrags zur Verfügung zu stehen. Als Grund nannte Kleinfeld vor allem die mangelnde Rückendeckung durch den Aufsichtsrat. Das Gremium hatte Kleinfeld die Vertragsverlängerung verweigert und dabei auf den Druck der wegen der mutmaßlichen Schmiergeldzahlungen ermittelnden US-Behörden verwiesen.

Webseite: http://www.siemens.de/

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