Macher, nicht Blau-Macher

11.06.2004
Zum offenen Brief "Ist das noch Werbung oder schon Sabotage" in Ausgabe 22/04, Seite 3, erreichte uns folgende Leserzuschrift:

Es gibt Tage, da schäme ich mich meines Berufs. Als ich zum ersten Mal diese unsägliche "Geiz ist geil"-Werbung sah, das war so ein Tag. Und die Benq-Blaumach-Werbung bescherte mir wieder einen. Da fragt sich der Werber in mir, welche Synapsen in den Hirnen seiner Kollegen wohl verkleistert gewesen sein mögen.

Den Kunden, die solche Werbung abnicken, mache ich nicht einmal einen Vorwurf. Sie wissen es vielleicht nicht besser. Der Vorwurf geht an die Werbeagenturen. An die Kreativen, an die Texter. Haben diese Leute denn überhaupt kein volkswirtschaftliches Verständnis? Leben die noch im Elfenbeinturm scheinbarer Kreativität? Zählt Cannes mehr als Kunde?

Deutschland braucht positive Impulse. Negative bekommen wir aus Berlin schon genügend. Deutschland braucht Macher, keine Blau-Macher. Mutige Investoren, aber keine Geizhälse. Deutschland braucht positives Denken. Blau-Macher und Geizhälse sind nicht positiv.

Aufforderung zum Geiz und Verharmlosung des Blau-Machens sind keine kreative Werbung, sondern, mit Verlaub gesagt, ein Armutszeugnis. Das ist weder witzig noch provokativ, das ist platt, hilflos und vor allem völlig unangebracht. Wenn euch nichts Besseres und vor allem Positiveres einfällt, sind eure Kunden zu bedauern.

Nebenbei: Mich würde wirklich interessieren, was die Werber davon halten, wenn ihr Chef "Geiz-ist-geil" praktiziert und ihre Gehälter reduziert. Oder was die Werbechefs davon halten, wenn ihre Kreativen einfach blaumachen.

Wolfgang Baumann, Marketingleiter der Sysdat GmbH, Köln.

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