MÄRKTE EUROPA/Sandy und Schuldendebatte lastet auf Europa-Börsen

29.10.2012
Von Thomas Leppert

Von Thomas Leppert

Steigende Verunsicherung führt an den europäischen Börsen zu Kursabschlägen zum Wochenstart. Zum einen ist momentan schwer abzusehen, welche Schäden der Wirbelsturm Sandy an der Ostküste der USA verursachen wird. Zum anderen wurde am Wochenende eine erneute Diskussion über einen weiteren Schnitt bei den Staatsschulden Griechenlands begonnen. Der DAX startet 0,4 Prozent leichter bei 7.203 Punkten in den Handel. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,6 Prozent auf 2.481 Punkte nach.

An der Wall Street bleiben die Börsen am Montag geschlossen. US-Präsident Barack Obama hat am Sonntagabend wegen des nahenden Hurrikans Sandy den Notstand für zahlreiche Bundesstaaten entlang der amerikanischen Ostküste ausgerufen, darunter auch für New York. Hunderttausende von Bewohnern werden aus der Stadt evakuiert, fast 8.000 Flüge wurden gestrichen, das öffentliche Nahverkehrssystem liegt still und der Aktien- und Optionshandel in den USA wird komplett ausgesetzt.

Aber auch die Entwicklung in Euroland sorgt für eine steigende Verunsicherung. "Die schwelende Krise in der Eurozone sowie die Unsicherheiten im Zusammenhang mit den Präsidentschaftswahlen in den USA belasten die Stimmung", sagt Kintai Cheung von der Credit Agricole. Der IWF fordert laut einem "Spiegel"-Bericht einen erneuten Schuldenschnitt in Griechenland. Überraschend kämen die Forderungen nicht, sagt ein Händler. Das Thema werde seit Wochen auf die lange Bank geschoben.

Mit der baldigen Veröffentlichung des Troika-Berichts zu Griechenland, der vermutlich kein rosiges Bild zeichnen werde, nehme der Entscheidungsdruck aber zu. Bislang sperrt sich Deutschland gegen einen Schuldenschnitt, denn dann müsste Berlin eingestehen, dass die an Griechenland vergebenen Kredite zumindest teilweise abgeschrieben werden müssen. Die Staatsanleihen aus der Europeripherie tendieren zunächst leichter, die Bundesanleihen profitieren von der aktuellen Entwicklung. Der Euro reagiert auf die Nachricht mit Abschlägen gegenüber dem Dollar und notiert bei 1,29.

Auch in dieser Woche liefert die Berichtssaison die Impulse für die Einzelwerte. Den Start macht am Morgen der Gasespezialist Linde. "Etwas besser" als erwartet sind für den Analysten Peter Spengler von der DZ-Bank die Linde-Zahlen ausgefallen. Positiv ist für Spengler die Bestätigung des 2012er-Ausblicks. Die Aktie stellt den Gewinner im DAX und legt um zwei Prozent auf 131,45 Euro zu.

Am unteren Ende der Tabelle ist die Aktie des Rückversicherers Munich Re zu finden. Der Versicherungssektor leidet unter den erwarteten Schäden von Wirbelsturm Sandy. Dieser soll in der Nacht zum Dienstag die Ostküste der USA erreichen und könnte dabei New York ins Visier nehmen. "Die Schadenssumme könnte für die Versicherer potenziell sehr hoch ausfallen", sagt ein Händler. Die Aktie der Munich Re verliert 1,3 Prozent, die von Hannover Rück gibt um 1,6 Prozent nach. Der Versicherungssektor stellt in Europa den Verlierer Nummer eins und büßt 1,2 Prozent ein.

Mit Abschlägen von 4,1 Prozent sind die Titel von ThyssenKrupp klarer Tagesverlierer im DAX. Im Handel wird zur Begründung auf einen Bloomberg-Artikel verwiesen. Danach hat ThyssenKrupp die Bieter für das Amerika-Geschäft aufgefordert, bis Freitag neue Gebote einzureichen. Die bisherigen Gebote seien zu niedrig. "Die Anleger befürchten nun, dass sich der Verkauf noch länger hinziehen wird als bislang erwartet", sagt ein Händler.

Schlechte Nachrichten für die europäische Automobilbranche liefert die Gewinnwarnung von Honda. "Die Gewinnwarnung kann nicht eins zu eins nach Europa übertragen werden", so ein Händler. Die japanischen Automobilhersteller würden stark unter dem Boykott der chinesischen Autokäufer wegen des Inselstreits zwischen beiden Staaten leiden. In Europa spürten die Massenhersteller dagegen die Kaufzurückhaltung der Südeuropäer. Der europäische Sub-Index der Automobilhersteller verliert 0,7 Prozent.

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