Markt bleibt vielfältig

03.04.1999

MÜNCHEN: Magnetisch, magneto-optisch oder optisch - das Angebot an Wechselspeichertechnologien jeglicher Couleur ist in den letzten zwei Jahren quasi explodiert. Hersteller wie Anwender sind offensichtlich zu der Erkenntnis gelangt, daß für die Erfüllung der vielfältigen Anforderungen, wie sie in unterschiedlichen Marktsegmenten für Wechselspeichermedien existieren, ein einheitlicher Standard eher hinderlich als hilfreich ist.Wer jahrelang nach der Antwort auf die Frage suchte, welche Wechselspeichertechnologie eine andere ablöst, um sich schlußendlich als universeller Standard zu etablieren, muß seine Bemühungen wohl als gescheitert betrachten. Zwei Standards sind besser als einer und drei besser als zwei, lautet zumindest derzeit die ebenso erstaunliche wie fundamentale Erkenntnis. Statt horrende Summen in marktübergreifenden Marketingkampagnen zu verpulvern, investieren Hersteller von Wechselspeichern ihr Geld heute verstärkt in

zielgruppenorientierte Produktentwicklungen.

Das Anforderungsprofil von Wechselspeichertechnologien hat sich in den letzten Jahren erkennbar geändert. Die Tatsache, daß CD-Roms in der Produktion nur noch Pfennigbeträge kosten und die globale Vernetzung mittlerweile mit großen Schritten voranschreitet, haben entscheidend dazu beigetragen, daß die Bedeutung von beschreibbaren Wechselspeicherprodukten als klassische Medien zur Datendistribution rückläufig ist. Basierend auf dieser Entwicklung schwindet die Notwendigkeit eines einheitlichen Medien- beziehungsweise Aufzeichnungsstandards. Individuelle Anforderungsmerkmale wie Leistungsfähigkeit, Zuverlässigkeit, Datensicherheit oder ganz einfach die laufenden Betriebs- sprich Medienkosten rücken statt dessen mehr und mehr in den Mittelpunkt.

Der Markt für Wechselspeichertechnologien zeichnet sich durch seine Inhomogenität aus. Selbst für Produkte ein und derselben Technologie kann die Marktentwicklung deutlich variieren. Das zeigen neueste Untersuchungsergebnisse des Marktforschungsinstituts IDC über magnetische Wechselspeichertechnologien.

Während im Low-End-Segment, das heißt bei den klassischen Floppy-Nachfolgeprodukten mit Kapazitäten von 100 bis 200 MB, 1998 ein Wachstum von 55 Prozent auf weltweit zwölf Millionen Laufwerke verzeichnet wurde, ist die Situation bei hochkapazitiven High-End-Produkten eher durchwachsen. Zwar errechneten auch hier die Analysten noch eine Steigerung von 18 Prozent auf 1,6 Millionen verkaufte Laufwerke, dennoch blieb das Ergebnis deutlich hinter den hoffnungsfrohen Erwartungen der Hersteller zurück. Nach Zuwachsraten von 34 Prozent im Vorjahr hatten sie sich wesentlich mehr ausgerechnet. Eine folgenschwere Fehlkalkulation, der im November letzten Jahres mit Syquest einer der Pioniere der magnetischen Wechselplattentechnologie zum Opfer fiel. Nach dem Konkursantrag erwägt jetzt Mitkonkurrent und Marktführer Iomega, Teile des Syquest-Erbes zu übernehmen.

Als einen der Gründe für das Syquest-Dilemma haben die IDC-Experten die ausgeprägte Segmentierung des Marktes ausgemacht. Hoher Wettbewerbsdruck zwingt die Hersteller zu knappen Kalkulationen bei vergleichsweise geringen Stückzahlen. Den Unternehmen fällt es zunehmend schwerer, die meist hohen Entwicklungskosten über den Laufwerks- oder den Medienpreis zu kompensieren.

Neue Wege zur Reduzierung von Entwicklungskosten beschreiten jetzt Fujitsu und Sony, die beiden führenden Anbieter von magneto-optischen Wechselspeichertechnologien. Nach dem Motto "Die besten Freunde sind die, die gemeinsame Feinde haben" setzen sie seit neuestem auf Kooperation statt auf Konfrontation. "Gigamo" heißt die gemeinsam entwickelte Spezifikation für ein 1,3-GB-MO-Laufwerk. Nach Aussagen beider Unternehmen wollen sie ihr Entwicklungspotential bündeln und gemeinsam zur Vermarktung des neuen Produkts nutzen. Dabei wird sich Fujitsu auf die Entwicklung der neuen MO-Laufwerke und Sony auf die Entwicklung entsprechender Medien konzentrieren. Andere Hersteller aus dem MO-Bereich wie Olympus, Konica, Kyocera, Philips/PDO, Hitachi-Maxell und Verbatim sollen ihre Unterstützung bereits zugesagt haben.

Während sich die neue MO-Generation in Kürze mit magnetischen Jaz- und Sparq-Laufwerken einen Wettkampf um die Gunst von semiprofessionellen und professionellen Anwendern liefern wird, können sich die Anbieter von optischen CD-R- und CD-RW-Produkten halbwegs entspannt zurücklehnen. Sie profitieren, zumindest im Consumer-Markt, nach wie vor von der ungebrochen hohen Akzeptanz der CD-Medien. Nicht weniger als sechs Millionen CD-R-Laufwerke und 700 Millionen CD-R-Medien wurden 1998 verkauft, Tendenz steigend. Grund genug für deren Anbieter jetzt CD-R und CD-RW als einzig legitime Floppy-Nachfolger zu proklamieren. Sollte der Versuch fehlschlagen, besteht kein Grund zu Trübsal. Zumindest in den Schubladen der Entwicklungslabors lauert bereits die nächste Generation optischer Wechselspeicher. DVD-Ram-Laufwerke sollen in naher Zukunft bis zu 100.000mal überschreibbar sein und Datenkapazitäten von 5.2 GB speichern. (sd)

Mit der von Fujitsu und Sony entwickelten Gigamo-Spezifikation gehört das Hauptdefizit der MO-Technologie, die bei hervorragenden Leistungswerten vergleichsweise geringe Kapazität, der Vergangenheit an.

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