Markt ist von der Brinkmann-Pleite geschockt

08.02.2001
Ende vergangener Woche hat das Hamburger Handelsunternehmen Ernst Brinkmann KG ein Insolvenzverfahren beantragt - und damit auch ansonsten gut informierte Branchenkenner geschockt.

"Das haut mich vom Sessel! Brinkmann stand eigentlich nicht auf unserer Todesliste. Die Läden waren nicht so schlecht wie beispielsweise die Ex-Escom- oder manche Vobis-Geschäfte", so ein Wettbewerber. Auch PC-Spezialist-Vorstand Frank Roebers hat nicht mit der Zahlungsunfähigkeit des 1929 gegründeten Unternehmens gerechnet: "Brinkmann war ein solides Familienunternehmen mit guter Kapitalausstattung und ist nicht durch Rambo-Aktionen im Markt aufgefallen."

Trotzdem hat vergangenen Freitag der Hamburger Rechtsanwalt Burckhardt Reimer als vorläufiger Insolvenzverwalter ein Büro in der Brinkmann-Firmenzentrale bezogen. Reimer will zusammen mit den persönlich haftenden Gesellschaftern Robert Meyer und dessen Frau Ellen ein Konzept erarbeiten, um die Handelskette wieder geschäftsfähig zu machen. Ein Sanierungskonzept der Dresdner Bank und der Lieferanten ist bereits gescheitert, weil nichthaftende Gesellschafter die nötigen Kapitalerhöhungen nicht aufgebracht hatten.

Als Gründe für die Zahlungsunfähigkeit nennt die Technikkaufhaus-Kette "konjunkturelle Einbrüche" und "starke Expansion", die das Eigenkapital und die Liquidität aufgebraucht hätten. So habe Brinkmann 1997 die Elektronikkette Top Tec gekauft, die sich als ein "unrentabler Sanierungsfall" entpuppte.

Indes laufe der Geschäftsbetrieb weiter, so das Unternehmen. Die Geschäftsführung geht davon aus, dass der überwiegende Teil der Brinkmann-Gruppe gerettet werden kann. Nicht von dem beantragten Verfahren betroffen seien die selbständigen Tochtergesellschaften der Brinkmann-Gruppe. Brinkmann beschäftigt zur Zeit nach eigenen Angaben "mehrere tausend Mitarbeiter" in 41 Kaufhäusern in Nord- und Ostdeutschland sowie 15 Filialen in Finnland unter der Marke HOT (House of Technic). Mögliche Kaufinteressenten sind laut "Financial Times Deutschland" Metro, Kingfisher und Walmart. (kj)

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