Marktforscher: Keine Bedrohung der Wintel-Allianz in Sicht

29.10.1998

ORLANDO/FLORIDA: Auf der jährlich stattfindenden "Itxpo" gewährte die Gartner Group, ein amerikanisches Marktforschungsunternehmen, Einblick in ihre Visionen der IT-Industrie in fünf Jahren.Zwar wird es große Veränderungen in der Computertechnologie geben, die großen Spieler bleiben aber nach Ansicht von Gartner die gleichen. Was in fünf Jahren alles los sein wird, beschrieben nicht nur die Analysten der Gartner Group - auch die Spitzenmanager der Branche wie Bill Gates oder Larry Ellison eilten nach Florida, um über die Zukunft der PC-Industrie zu orakeln.

Und so lauten die Prophezeiungen der Gartner Group: In den Vereinigten Staaten werden 63 Prozent aller Privathaushalte 2002 mit einem PC ausgestattet sein. Wiederbeschreibbare DVDs werden stark mit Videorekordern konkurrieren und sie vielleicht sogar ersetzen. Kinder spielen dann nicht mehr mit Nintendo & Co., sondern mit technisch besser ausgestatteten PCs.

Zukünftige Prozessorgeschwindigkeiten werden nicht mehr nach Megahertz sondern nach Gigahertz gemessen, wobei sie die 2-GHz-Marke meistern werden. Ein Standard-PC enthält wahrscheinlich eine 30-GB-Festplatte, 128 MB Ram und einen wiederbeschreibbaren DVD-Rekorder sowie 100-MB/s-Ethernet-Netzwerk-Adapter.

Beim Blick in die Kristallkugel sah Chris Goodhue, Analyst bei Gartner, für die kommenden fünf Jahren keine "Bedrohung" auf die Wintel-Allianz zukommen. Die Java-basierenden Netzwerkcomputer, die manche für eine ernsthafte Konkurrenz zu Wintel-Produkten halten, werden mit einer Million Stückzahl pro Jahr nur einen Nischenmarkt bedienen. Microsofts "Windows CE", die Plattform für kleine, tragbare Computer mit dem Codenamen Jupiter, und Intels "Strong-Arm"-Prozessoren werden im Handheld-Markt signifikante Anteile erlangen, glaubt der Analyst.

Wermutstropfen für Microsoft

Einen Wermutstropfen gab's allerdings schon für Microsoft - trotz der rosigen Aussichten: Goodhue warnte IT-Manager davor, Windows NT 5.0, das Mitte nächsten Jahres auf den Markt kommen soll, gleich zu kaufen. Er schlug vor, erst einmal sechs bis neun Monate abzuwarten, bis Microsoft das erste Upgrade-Paket zur Fehlerbehebung herausgebracht hat. Microsofts Ziel, Windows-Anwender auf NT zu lenken, würde sich nicht so schnell verwirklichen lassen wie vom Software-Hersteller gewünscht: "Gehen Sie davon aus, daß Windows 9x noch ein Teil ihrer Netzwerkadministration über das Jahr 2002 hinaus sein wird", empfahl er den Zuhörern.

Intels 64-Bit-Merced-Prozessor wird ebenfalls nicht vor 2002 in Desktops zum Einsatz kommen, sondern auf Server beschränkt bleiben. Mainframes bieten auch in den nächsten vier bis fünf Jahren Leistungsvorteile gegenüber Mikroprozessor-basierten Servern.

Cisco-Chef John Chambers ging in seinem Vortrag auf die Zukunft des Handels über das Internet ein. Er glaubt, daß der Online-Retail-Handel, der Verkauf an Endkunden also, in fünf Jahren das Volumen des Business-to-business-Geschäfts übersteigen wird. (is)

So weit werden Rechner in fünf Jahren doch noch nicht sein. Was die Zukunft der IT-Branche bringt, versuchte die Gartner Group zu ergründen.

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