Maxdata-Chef Lampatz: "Nie mit Michael Dell gesprochen"

23.03.2000
Eine Rückrufaktion für 50.000 Belinea-Monitore und eine angeblich geplante Beteiligung von Dell beschäftigten das Maxdata-Management in der vergangenen Woche.

Die Maxdata AG in Marl sorgte in der vergangenen Woche wieder einmal für Gesprächsstoff in der Branche. Und das gleich in zweifacher Hinsicht: zum einen die Rückrufaktion für 50.000 Monitore und zum anderen die Gerüchte, dass der amerikanische Computerbauer Dell Interesse an einer Beteiligung an dem deutschen Unternehmen habe.

Von der Rückrufaktion sind allein in Deutschland 50.000 Einheiten des 17-Zöllers Belinea 107050 betroffen, die Maxdata von 1997 bis 1999 verkaufte. "In den Jahren 97/98 haben wir mit nur zwölf Monaten - und nicht drei Jahren - Garantie auf diese Geräte gearbeitet. Wir werden aber keine fehlerhaften Monitore von dieser Aktion ausnehmen, schließlich haben wir beim Handel einen Ruf zu verlieren", erklärt Michael Grote, neuer Senior-Product-Manager für Belinea, gegenüber ComputerPartner.

Der Grund für die Belinea-Rückrufaktion sind laut Maxdata fehlerhaft gefertigte Zeilentransformatoren, die zu einer reduzierten Lebensdauer führen sollen. Das betroffene Bauteil kann bei den Monitoren einen plötzlichen Totalausfall bewirken (siehe dazu Kasten). Händler, die diese Belinea-Modelle verkauft haben, können sich im Internet unter der Web-Adresse http://107050. belinea.com/rueckruf_de.asp oder telefonisch unter der Hotline-Nummer 08 00/2 35 46 32 registrieren lassen.

Maxdata-Chef Holger Lampatz rechnet mit Gesamtkosten für diese Rückrufaktion in Höhe von "mehreren Millionen Mark". Allerdings stellt er gegenüber ComputerPartner klar, dass Maxdata die Rechnungen postwendend an den Verursacher des Schaden weiterreichen werde. Lampatz sieht auch das Glück im Unglück: "Es handelt sich nur um ein Nischenprodukt. Bei einem Bestseller wäre es um ein Volumen von 1,5 Millionen Stück gegangen", atmet er durch.

Doch auch diese 50.000 betroffenen Monitore machen Arbeit genug. Belinea-Manager Grote rechnet mit einem Abwicklungs- zeitraum von rund drei Monaten: "Der Aufwand einer solchen Maßnahme ist hoch: zum Beispiel, was die Logistik und den Termindruck betrifft", erklärt er. In einer groß angelegten Anzeigenaktion informierte Maxdata die Endkunden über die Aktion. Seine Fachhandelspartner hat das Unternehmen bereits vorab per Mail unterrichtet. Betroffene Belinea-Wiederkäufer haben die Wahl: Entweder sie wickeln den Schaden für ihre entsprechenden Kunden ab, oder sie überlassen es direkt Maxdata.

Gerücht über Dell-Interesse an Maxdata

Für weiteren Diskussionsstoff sorgten in der vergangenen Woche Gerüchte, dass sich der amerikanische PC-Hersteller Dell an Maxdata beteiligen wolle. Nach der vom amerikanischen Finanzinformationsdienst "Maininvestor" verbreiteten Nachricht wolle Dell der Divaco AG & Co KG in Frankfurt, die über ihre Tochter MFG Microcomputer-Fertigung GmbH mit 47,7 Prozent an Maxdata beteiligt ist, ihre Anteile abkaufen. Dabei beruft sich "Maininvestor" auf ein Treffen, das zwischen den beiden Firmenbossen Michael Dell und Holger Lampatz im Februar in den USA stattgefunden haben soll. Inzwischen ist die Nachricht über eine geplante Beteiligung von Dell an Maxdata von den Beteiligten dementiert worden. Gegenüber ComputerPartner betonte Maxdata-Chef Lampatz: "Ich habe mich nie mit Michael Dell getroffen." Im Übrigen halte er es "für ausgeschlossen", dass Dell sich überhaupt in eine Firma in Deutschland einkaufen beziehungsweise diese übernehmen werde. "Dell hat sich noch nie an einer anderen Firma beteiligt", erklärt Lampatz. Ob Divaco-Vertreter mit Dell-Repräsentanten über einen möglichen Wechsel der Anteile gesprochen hätten, konnte oder wollte Lampatz nicht sagen. Er selbst hält noch immer 20,8 Prozent an dem von ihm gegründeten Unternehmen. Von Seiten Divacos war niemand zu einer Stellungnahme bereit.

Branchenanalysten der Geldhäuser bewerteten eine mögliche Beteiligung von Direktanbieter Dell an Maxdata als für beide Seiten sinnvoll. Für Michael Schacht, Analyst bei Trinkaus & Burkhardt, wäre eine Dell-Maxdata-Allianz sogar eine optimale Verbindung. Sicher ist, dass Divaco, ein Joint-Venture zwischen Metro - die frühere Muttergesellschaft der Vobis-Gruppe, zu der auch Maxdata gehörte - und der Deutschen Bank, ihr knapp 50-prozentiges Aktienpaket an Maxdata abstoßen wird.

Marktkenner bewerten dagegen eine Beteiligung an oder eine Übernahme von Maxdata durch Dell als völlig kontraproduktiv. "Eine Übernahme der Maxdata-Fertigung in Würselen durch Dell - das könnte ich ja noch verstehen. Aber als Vertriebsweg macht Maxdata für Dell überhaupt keinen Sinn", meint ein ehemaliger Dell-Manager, der jetzt bei einem Konkurrenten in Lohn und Brot steht.

Gleichwie: Dass ausländische Investoren Interesse an einer Beteiligung an Maxdata haben, ist nachvollziehbar. Denn obwohl der Aktienkurs in den vergangenen Monaten deutlich angezogen hat, liegt er noch immer unter den Erwartungen des Maxdata-Managements und auch unterhalb des kurz nach der Erstnotiz erreichten Höchstkurses von 34 Euro.

Im vergangenen Jahr setzte sich bei der Maxdata AG die positive Unternehmensentwicklung der letzten Jahre fort. Der Umsatz kletterte um 30 Prozent auf 2,2 Milliarden Mark, das operative Ergebnis (Ebit) verbesserte sich um 5,8 Prozent auf 103, der Jahresüberschuss um 36,6 Prozent auf 85 Millionen Mark. Rund 510.000 Maxdata-PCs inklusive Server und Notebooks setzten die Marler 1999 ab (plus 51 Prozent). Der Ausstoß der Belinea-Monitore vergrößerte sich um 25 Prozent auf 1,7 Millionen Stück. Damit blieb Maxdata-Chef Lampatz um rund 300.000 Stück unter seinem selbst gesteckten Absatzziel zurück. Lampatz führt diese Abweichung auf die unbefriedigende Marktentwicklung im Monitorsegment zurück. (ch/sic)

www.maxdata.com

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