Große Medienkonzerne entdecken Web-2.0-Plattformen als neue Informationsquelle. Wie der Guardian berichtet, spielen Portale wie zum Beispiel die Microblogging-Seite Twitter eine zunehmende Rolle für die Nachrichtenberichterstattung. An den dort geposteten Einträge lässt sich offenbar in kürzester Zeit ablesen, wo gerade etwas nennenswertes passiert ist bzw. woraus sich die nächste heiße Story entwickeln könnte. So wurde laut Blogger-Berichten die Nachricht über das Erdbeben in China auf Twitter bereits verbreitet, bevor es erste offizielle Beiträge auf News-Seiten dazu gab. Weil immer mehr Menschen nahezu in Echtzeit in Social Networks, Foren oder auf Blogging-Seiten über bestimmte Ereignisse berichten, werden diese für die Medien zu einem relevanten Indikator zur Auswahl ihrer News-Storys.
Das Potenzial von Twitter & Co wurde inzwischen auch von BBC und Reuters erkannt. Beide lassen derzeit Applikationen entwickeln, die Microblogging-Dienste und soziale Netzwerke nach nachrichtenrelevanten Begriffen wie zum Beispiel "Erdbeben" oder "Evakuierung" durchsuchen sollen. Die Medienkonzerne erhoffen sich davon eine schnellere Kenntnisnahme von aktuellen Geschehnissen sowie Zugang zu aktuellsten Fotos und Videos zu einem Ereignis. Die Augenzeugenberichte sind in jedem Fall rascher verfügbar, als ein Journalist oder Fotograf zum Ort des Geschehens entsandt werden kann.
Ermöglicht wird dieser Zugang zu Information über das zunehmend öffentliche Leben in der Online-Welt. Immer mehr Menschen teilen persönliche Details einer breiten, weitgehend unbekannten Masse im Netz mit. Über Social Networks und Blogs ist eine Art öffentliche Intimität entstanden. Persönliches und Kleinigkeiten, die sonst für andere nicht einsehbar wären, gelangen nun nach Außen. Während viele Nutzer sich meist nur mit Freunden austauschen oder neue Kontakte knüpfen wollen, sehen Unternehmen, Medien und Werbewirtschaft noch ganz andere Potenziale hinter den Web-2.0-Angeboten.
Schon lange stehen Weblogs unter der Beobachtung von Firmen, die herausfinden wollen, wie ihre Marken ankommen, was darüber gesagt und welche Kritik an einzelnen Produkten geübt wird. Das Durchforsten von Twitter & Co nach heißen News ist nur ein weiterer Schritt, in dem sich Konzerne das Online-Leben der User zunutze machen wollen. Die BBC beispielsweise sucht aber nicht nur nach Informationen, sondern stellt auch ihre eigenen auf der Microblogging-Seite bereit. So betreibt der britische Sender bereits seit geraumer Zeit eigene Twitter-Kanäle, wie BBC-News oder BBC-Entertainment, wo Nachrichtenschnipsel nachgelesen bzw. per RSS-Feed abonniert werden können. (pte) (wl)