"B2B Marktplatz mit Restposten, Großhandel, Palettenware, Konkursware und Importwaren für Geschäftskunden" will Melango sein, so steht es auf der Internet-Seite des Unternehmens. In einem Beitrag des Sat1-Magazins "Akte 09" hat nun einer der Geschäftsführer der Plattform eingeräumt, dass nur jeder zehnte Käufer auch wirklich Ware bekommt. Händler werden mit extrem günstigen Preisen, die häufig weit unter dem HEK liegen, geködert. Das Prinzip: Die Händler leisten für die angebotene Ware Vorkasse. Der Betrag wird auf ein Treuhandkonto eingezahlt.
Allerdings scheint es an der Regel zu sein, dass die Ware nicht geliefert wird. Die Schuld schiebt Melango auf die Verkäufer, denn man sieht sich nur als Vermittler. Das Unternehmen mit Sitz in Chemnitz zahlte Betroffenen nach wochenlanger Intervention zwar Geld zurück, behielt aber Bearbeitungsgebühren in der Höhe von fünf Prozent ein. Ein lukratives Geschäft - denn Melango profitiert auf jeden Fall, auch wenn nur jeder zehnte Kunde tatsächlich Ware bekommt. So zitiert Akte 09 den Händler Detlev K. aus Wittenberg, der Waren im Wert von 1.600 Euro bestellt und nie bekommen hatte. Da er nicht vor Erhalt der Ware seinen kostenlosen zehntägigen Testzugang nicht kündigen wollte, muss er nun auch noch zu den Gebühren einen zweijährigen Account für 285 Euro bezahlen. Zudem ist die Firma nur über eine teure 0900er-Rufnummer zu erreichen - eine weitere Einnahmequelle für den Portalbetreiber.
Die Akte 09-Recherchen brachten noch weitere Ungereimtheiten zu Tage: Einige der auf den Melango-Seiten angegebenen Adressen in repräsentativer Innenstadtlage deutscher Großstädte existieren überhaupt nicht. Kein Wunder, dass Melango empfiehlt: "Ihre Briefpost richten Sie ausschließlich an den Support in Chemnitz". (awe)