Meta Group: weg vom klassischen, hin zum gezielten Outsourcing

24.10.2002
Trotz mancher Enttäuschungen und Risiken ist Outsourcing kein Hype-Thema, das morgen verschwindet, meinen die Marktforscher der Meta Group. Statt im klassischen Sinn sämtliche IT auszulagern, gehen immer mehr Unternehmen dazu über, nur Teilbereiche an Service-Provider zu vergeben.

Die Worldcom-Pleite in den USA hat vielen gezeigt, dass das Outsourcing weiter Teile der IT-Infrastruktur an nur einen Provider - und sei er der größte - nicht ohne Risiken ist. Auch in Deutschland gab es nach dem Hype um die Jahrtausendwende etliche bittere Erfahrungen und Enttäuschungen. "Klassisches Outsourcing ist bei den Anwendern out", stellen die Analysten der Meta Group fest. Der Trend gehe eher zum gezielten Auslagern einzelner Bereiche, nämlich der "AIM-Services"-Applikationen, der Infrastruktur und des Managements.

Denn so versuchen die Unternehmen, der vermeintlich drohenden Abhängigkeit von einem Service-Provider zu entgehen. Und so werde der deutsche Outsourcing-Markt laut Meta Group angesichts der erwarteten Einsparpotenziale bis 2005 ein stabiles Wachstum von 10,1 Milliarden Euro in diesem Jahr auf 14,4 Milliarden Euro aufweisen. Weltweit wurden mit Outsourcing im Jahr 2001 120 Milliarden Euro umgesetzt. Die jährlichen Wachstumsraten sind weiterhin mit 15 bis 20 Prozent anvisiert.

"Viele Unternehmen erkennen leider immer noch nicht den Mehrwert, durch externes Know-how sowohl die Leistungsfähigkeit ihrer IT als auch ihre Skills zu verbessern", räumt jedoch Meta-GroupProjektleiter Frank Jestczemski ein. "Outsourcing erweckt bei vielen Unternehmen die Vorstellung, dass Ressourcen abgegeben werden, und nicht, dass externe Ressourcen zu eigenen Zwecken genutzt werden können."

Das erklärt vielleicht auch, warum nur 29 Prozent von insgesamt 686 deutschen Unternehmen angaben, bis Ende 2003 Outsourcing-Services in Anspruch nehmen zu wollen. Zu den bevorzugten Outsourcing-Services gehören dabei mit jeweils über 40 Prozent der Nennungen die oben genannten AIM-Services. Klassisches Outsourcing, sprich die Übergabe von kompletten Rechenzentren an einen externen Dienstleister, ist dagegen eher ein Thema für große Unternehmen: je größer, desto beliebter. Am stärksten halten sich die Unternehmen zurück, wenn es darum geht, ganze Geschäftsprozesse auszulagern. Die am wichtigsten Bereiche für Application Services sind Enterprise Resource Planning (ERP) mit einem Anteil von 39 Prozent und andere Kernanwendungen (37 Prozent). Bei den bestehenden Lösungen sieht es ganz anders aus: 22 Prozent wollen diese Services noch ausbauen, 24 Prozent eher reduzieren.

Bei der Frage nach den Auswahlkriterien für Service-Provider stehen Reaktionsvermögen, IT-Sicherheit, Preis-Leistungs-Verhältnis, Flexibilität, Kundenorientierung und wirtschaftliche Stabilität ganz oben. Die Marktposition des Anbieters und internationale oder sogar globale Präsenz sind für die deutschen Unternehmen eher unbedeutend.

www.metagroup.com

ComputerPartner-Meinung:

Um sich in so unsicheren Zeiten wie diesen nicht nur an einen Provider zu binden, scheint der Trend weg vom klassischen und hin zum gezielten Outsorcing durchaus vernünftig. Das Auslagern von Teilbereichen der IT ist sicherlich oft die günstigere Variante, als im Haus an mehr oder weniger proprietärem Flickwerk zu basteln. Das muss aber nicht so sein - diese bittere Erfahrungen haben einige Unternehmen gemacht. Wichtig für den Erfolg eines Outsourcing-Projekts ist in jedem Fall eine klare Kommunikation auf beiden Seiten. Vielleicht hapert es ja daran, warum in Deutschland viele Unternehmen beim Thema Outsourcing noch zögern. (kh)

Zur Startseite