Microsoft attackiert auch CRM-Platzhirsche

18.07.2002
Der Softwaregigant Microsoft hat die Preise für seine Customer-RelationshipManagement-Anwendung bekannt gegeben. Mit der "Professional-Suite" spielen die Redmonder, zumindest was die Lizenzkosten anbelangt, in einer Liga mit den großen mittelständischen Anbietern.

Stolze 1.395 Dollar plus 1.990 Dollar für den Server verlangt Microsoft für die "Professional-Suite" seines CRM-Pakets. Ein Betrag, der für kleinere Mittelständler kaum interessant sein dürfte. Diesem Segment bieten die Redmonder eine Standardversion für 395 Dollar plus 995 Dollar für den Server. Microsoft Deutschland teilte mit, dass die Preise für die CRM-Anwendungen nicht für den hiesigen Markt relevant seien und erst zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben würden. Doch die Erfahrung zeigt, dass große Unterschiede nicht zu erwarten sind. Hier zu Lande soll die Software im ersten Quartal 2003 als Dotnet-fähige Anwendung auf den Markt kommen. Mit der Professional-Suite dringt Microsoft entgegen den eigenen Verlautbarungen auch in den oberen Mittelstand vor und konkurriert dort mit CRM-Anwendungen wie "Saleslogix" von der Sage CRM Solutions GmbH, den Anbietern Onyx und Pivotal sowie der "Midmarket Edition" von Siebel. Pikanterweise vertreibt die neue Divison aber mit "Greatplains Siebel Frontoffice" die Mittelstandslösung des CRM-Marktführers. Wie Insider berichten, sei deren Version 7 nicht lokalisiert in Deutschland verfügbar. Die Version 6 benötige für die Integration zu den ERP-Lösungen von Greatplains neben Windows-NT in der Version 4 jedoch auch den Windows-2000-Server. Das würde kein Kunde akzeptieren, wie unternehmensinterne Quellen mitteilen. Ein Ende der Zusammenarbeit zwischen der Microsoft Business Solutions und Siebel dürfte demnach zumindest in Deutschland nicht mehr weit entfernt sein. Einen Hinweis darauf gibt auch das von Microsoft verwendete Zitat des Gartner Research Directors Joe Outlaw: "SMBs möchten keine großen Unternehmenslösungen zu Discountpreisen oder mit kleinen Veränderungen." Kommt es zum Bruch, würde Microsoft Greatplains den ERP-Herstellern J.D. Edwards und der ehemaligen Navision folgen.

Nach der Zusammenlegung von Greatplains und Navision zur Microsoft Business Solutions und dem Abtritt von Lars Damsgaard Andersen, Geschäftsführer Deutschland bei Navision, mehren sich auch die Spekulationen um deren künftige Führungsspitze. Alleine Navision hat mit Jürgen Baier und Thomas von Broich zwei Geschäftsführer. Dazu kommt am 1. September John Frederiksen als Country-Manager Deutschland. Die Greatplains-Geschäfte hier zu Lande leitet seit einem Jahr Thilo Roettger. Wie Insiderkreise berichten, sei noch nicht entschieden, wer das Rennen machen wird, aber dass es eines gibt, steht außer Frage.

ComputerPartner-Meinung:

Der hohe Preis für die Professional-Suite schraubt die Erwartungen an das CRM-Paket von Microsoft nach oben. Nicht nur die Anbieter von Lösungen für kleine Unternehmen wie Super-Office, Sage CRM Solutions mit "Act" oder Frontrange mit "Goldmine 5" stehen damit im Fadenkreuz des Softwareriesen. Auch auf die CRM-Platzhirsche für den gehobenen Mittelstand haben die Redmonder angelegt. Doch erst zum angekündigten Produkt-Launch im Herbst in den USA wird sich zeigen, ob Microsofts Büchse auch Patronen mit genügend Durchschlagkraft enthält. (hei)

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