Microsoft beugt sich und öffnet sich Open Document (ODF)

07.07.2006
Der Druck von Regierungen und Behörden in Sachen offenes Dokumentenformat hat Software-Riesen Microsoft endlich dazu bewegt, in seinen
Ein Prototyp der ersten Software für Microsoft Word 2007 steht ab sofort auf der Sourceforge-Website (http://sourceforge.net/projects/odf-converter) unter der Open Source BSD-Lizenz zur Verfügung.
Ein Prototyp der ersten Software für Microsoft Word 2007 steht ab sofort auf der Sourceforge-Website (http://sourceforge.net/projects/odf-converter) unter der Open Source BSD-Lizenz zur Verfügung.
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Der Druck von Regierungen und Behörden in Sachen offenes Dokumentenformat hat Software-Riesen Microsoft endlich dazu bewegt, in seinen künftigen Office-Programmen Word, Excel und PowerPoint auch das offene Dokumentenformat "Open Document" (ODF) zu unterstützen. "Wir wollen unsere Kunden in die Lage versetzen, selbst zu entscheiden, welches Format sie verwenden wollen", sagte Walter Seemayer, Technologiechef der Microsoft Deutschland GmbH.

Das XML-Format ODF wird unter anderem von Microsoft-Wettbewerbern wie IBM und Sun Microsystems favorisiert und unterstützt.

Bislang hatte Microsoft in seinem neuen Büroprogrammpaket "Office 2007" allein das hauseigene Format "Open XML" vorgesehen. Doch die Haltung der belgischen und dänischen Regierungen sowie des US-Bundesstaates Massachussetts, ODF verbindlich für alle Behörden des Landes einzuführen, bewegte offensichtlich Microsoft zur Änderung seiner Strategie

Nun sollen die Office-Programme in die Lage sein, künftig auch ODF-Dokumente zu lesen und zu schreiben. Die ODF-Unterstützung wird jedoch nicht Bestandteil von "Office 2007" sein, sondern in Form von Plug-Ins verfügbar sein. Diese sollen Ende 2006 für Word, für Excel und Powerpoint im Jahr 2007 veröffentlicht werden. Microsoft erklärte, die "Open Source"-Tools, die in einem "Open XML Translator Project" erarbeitet und auf der Seite Sourceforge.net gehostet werden, seien das Ergebnis monatelanger Gespräche mit Regierungen. Auch Norwegen und Frankreich haben erklärt, sie würden ODF als gemeinsames Format für eine langfristige, firmenunabhängige Speicherung von Dokumenten bevorzugen.

Der Streit um die Dokumentenformate berührt mehrere wichtige Probleme der Archivierung von Dokumenten. Wie kann man sicher stellen, dass digitale Dokumente auch nach Jahrzehnten noch gelesen und bearbeitet werden können? Existieren die Programme noch, mit denen die Dokumente geschrieben wurden? Kann man die Definition eines Dokumentenformates de facto einer Firma überlassen?

Erste Reaktionen auf Microsofts Verbeugung ließen nicht auf sich warten. Belgien erklärte, die Ankündigung Microsofts sei "eine wichtige Zusage in Sachen Software-Interoperabilität". Man werde auch Microsofts Formatsprache OpenXML unterstützen, sofern sie durch das Standardisierungsgremium ISO zertifiziert werde. Sun-Manager Douglas Johnson erklärte süffisant: "Ich heiße Microsoft im OpenDocument-Kreis willkommen. Manchmal bekommen auch Zebras neue Streifen." (wl)

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