Microsoft fördert System-Builder

29.04.2004
Eine Gerichtsentscheidung weichte den von Microsoft an System-Builder gewährten Preisvorteil auf. Am 1. Juli 2004 führen die Unterschleißheimer deshalb ein neues Vertriebsmodell für diesen Kanal ein. "PC-Veredler" bekommen so den Lohn für ihre Arbeit - aber auch neue Pflichten auferlegt. Von ComputerPartner-Redakteur Eberhard Heins

Die rund 8.000 PC-Veredler in Deutschland adressiert Microsoft mit dem Programm OEM für System-Builder (SB). Dazu gehören Händler von Computersystemen, Software-Pre-Installer, Systemintegratoren sowie PC-Hersteller und -Assemblierer. "Wir belohnen kleine OEM-Partner für ihren Aufwand", erklärt Wolfgang Ebermann, Direktor Mittelstand & Partner von Microsoft.

SB-Vertrag für ausgewählte Produkte

SBs bezogen ihre Lizenzen günstiger als die im Einzelhandel vertriebenen Full Packaged Pro-ducts (FPP). Die Rechtsprechung setzte dem vor zwei Jahren ein Ende. In Deutschland, Österreich und der Schweiz können Wiederverkäufer die günstige SB-Ware auch ohne Hardware anbieten. Das Urteil hob den Preisvorteil als Lohn für die Mehrleistung der System-Builder auf.

Microsoft korrigiert jetzt diesen Nachteil. Ab 1. Juli 2004 gibt es die günstige SB-Ware nur noch für Partner, die sich vertraglich zu einer Vorinstallation ausgewählter Microsoft-System-Builder-Produkte auf Hardware verpflichten. Sie beziehen die Produkte "Office 2003" und "Office XP" sowie die Windows-Server "2000", "2003" und das Bundle "Small Business Server 2003" zu den gleichen Konditionen wie bisher von ihren OEM-Distributoren. Für Wiederverkäufer, die System-Builder-Produkte bei der Distribution einkaufen, ohne sie auf Hardware vorzuinstallieren, wird die Software bis zu 30 Prozent teurer. "Aber immer noch günstiger als ein Full Packaged Product", betont Ebermann.

Wer den Preisvorteil der SB-Ware zur Vorinstallation in Anspruch nehmen will, muss allerdings einen entsprechenden SB-Vertrag unterzeichnen. Das kann ab sofort jeder Händler, der über Microsoft-OEM-Distributoren einkauft. Bestätigt Microsoft den Vertrag, erfolgt die "Freischaltung" in der Regel innerhalb eines Werktages. Im Rahmen des Vertrags behalten sich die Unterschleißheimer das Recht vor zu prüfen, ob ein Vertragspartner die System-Builder-Produkte tatsächlich vorinstalliert oder nicht vorinstalliert verkauft.

Die autorisierten Microsoft-Distributoren helfen dabei. Sie melden wöchentlich an den Software-Riesen, an welchen Händler welche Ware geschickt wurde. Über das Reporting-System könne Microsoft laut Ebermann abbilden, an welchem Handelspartner in welchem Zeitraum welches Produkt verkauft wurde. Der System-Builder-Vertrag ermögliche es der Gates-Company, bei Abweichungen entweder selbst oder über Dritte, wie einem externen Wirtschaftsprüfer, beim Partner die Zahlen zu prüfen oder entsprechende Unterlagen anzufordern.

Der SBS-Vertrag enthält aber nicht nur Pflichten, sondern auch Rechte - vorausgesetzt der Umsatz stimmt. Telefonservice erhalten SB-Partner, die jährlich etwa 200 PCs, Notebooks oder Server verkaufen oder einen Hardware-Anteil von mindestens 40 Prozent am Umsatz haben sowie einen Umsatz von zirka 10.000 Euro pro Jahr mit Microsoft-System-Builder-Software aufweisen. Persönlich betreuen die Unterschleißheimer die System-Builder, die einen jährlichen Absatz von etwa 4.000 PCs, Notebooks oder Servern sowie einen Umsatz von rund 100.000 Euro pro Jahr mit SB-Software erzielen. Zudem muss der persönlich betreute System-Builder über mindestens einen Microsoft Certified Professional (MCP) verfügen. Voraussetzung ist jeweils auch die Bereitschaft zur gemeinsamen Geschäfts- und Marketingplanung. Informationen erhalten Sie unter 01805 302525 (0,12 Euro pro Minute), per E-Mail 4part ner@microsoft.com oder www.microsoft.com/germany/partner/default.mspx.

Meinung des Redakteurs

Microsoft stärkt mit dem neuen Betreuungs- und Vertriebsmodell den System-Builder-Channel. Großmärkte bieten Hardware meist nur mit einem Betriebssystem ausgestattet an. Office-Produkte mit der CRM-Komponente "Business Contact Manager" oder mit einer im Server-Bundle "SBS" enthaltenen Datenbank sind die Ausnahme. Gerade kleine Unternehmen benötigen aber solche Lösungen, die ihnen der Systempartner vor Ort mit der entsprechenden Dienstleistung einrichtet.

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