Milliardenschäden durch ärzte-Software

30.11.2004
Stellt ein Arzt in Deutschland ein Rezept aus, dann macht er das zumeist am Computer und nicht mehr von Hand. Dafür sorgt Software. Doch diese ist meist gesponsert - von Pharma-Herstellern.

Stellt ein Arzt in Deutschland ein Rezept aus, dann macht er das zumeist am Computer und nicht mehr von Hand. Dafür sorgt Software. Doch diese ist meist gesponsert - von Pharma-Herstellern.

Und das führt nach einem Bericht des ARD-Magazins "Panorama" dazu, dass die Präparate des jeweiligen Sponsors entweder hervorgehoben oder gleich im Voraus gewählt vor dem Arzt erscheinen. Mit der Konsequenz, dass er auch diese Präparate verschreibt. Da er dadurch nicht die Preise der zu verschreibenden Arzneien vergleicht, dürften die Krankenkassen jährlich eine bis 1,2 Milliarden Euro mehr zahlen als sie müssten, so ein von Panorama zitierter Experte.

"ärzte merken im Prinzip nicht, dass sie auf ein Glatteis geführt werden, also von den Firmen in eine falsche Richtung gelenkt werden. Und das nennt man ja wohl Manipulation," sagte Prof. Dr. Gerd Glaeske, Arzneimittelexperte der Universität Bremen. Glaeske meinte, der durchschnittliche Kassenbeitrag könnte von 14,2 auf 14,1 Prozent sinken, wenn ärzte neutrale Software verwenden müssten.

Vertreter der Pharmaindustrie wollen von dem Vorwurf der der Manipulation nichts w. Ein Arzt könne auch mit diesen Programmen stets frei entscheiden, welche Medikamente er verschreiben wolle.

Laut "Panorama" "stellen mehr als 70 Prozent aller niedergelassenen ärzte in Deutschland ihre Rezepte mithilfe solcher Programme aus. In einigen Programmen wird bei der Eingabe einer Diagnose dem Arzt bereits ein Präparat des Sponsors vorgeschlagen. Mitunter erscheint selbst auf der Liste der preiswertesten Medikamente automatisch ein Produkt des Sponsors an erster Stelle, obwohl billigere Vergleichspräparate existieren." (wl)

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