Miro-Mitbegründer wird im Internet-Geschäft aktiv

03.06.1998

MÜNCHEN: P-Route Systems GmbH heißt ein junges Unternehmen, das seit Juli 1997 mit dem einst von Miro entwickelten Connect 2000 die ersten Gehversuche im Router-Markt wagt. Ausgerüstet mit einem Fachhandelskonzept schreibt die Firma schon nach dem ersten halben Jahr schwarze Zahlen.In mehr als einer Hinsicht ist die Entstehungsgeschichte des Marktneulings P-Route Systems GmbH mit der Miro Computer Products AG verknüpft. Denn zum einen sind die beiden tragenden Säulen des jungen Unternehmens zwei "alte Miro-Hasen": Frank Pölzl, ehemaliger Entwicklungsleiter Kommunikation bei Miro, sowie Rolf Richter, Miro-Mitbegründer und Ex-Vorstand der AG. Zum anderen dreht sich das Geschäft des Newcomers um ein ehemaliges Miro-Produkt, den ISDN-Router Miro Connect 2000, an dessen Entwicklung Pölzl maßgeblich beteiligt war. Der einstige Miro-Router konnte sich auf dem Markt zwar durchsetzen (5.000 Stück konnte das Unternehmen in zwei Jahren absetzen), führte bei Miro jedoch ein Schattendasein. "Da fehlte einfach ein Gesamtkonzept", erklärt Pölzl. Nachdem der Miro-Kommunikationsbereich dann 1996 mit der zunehmenden Fokussierung des Unternehmens auf den Multimedia-Consumer-Markt ganz aufgegeben wurde, entstand die Idee, ein Unternehmen mit einem eigenen Konzept rund um den bewährten Router aufzubauen. Der Auslöser laut Pölzl: Die Produkte im Netzwerkbereich seien sehr kompliziert in der Handhabung. Das wollte der P-Route-Geschäftsführer ändern.

Im Juli 1997 erblickte die P-Route Systems GmbH dann das Licht der Welt - mit Pölzl als Geschäftsführer und Hauptgesellschafter sowie Richter als Teilhaber. Ziel der Neugründung ist die Entwicklung und Vermarktung von Produkten in den Bereichen Internet-Router und Micro-Web-Server für den professionellen Einsatz. Dabei möchte Rolf Richter das Seinige zu einem erfolgreichen Start beitragen. "Der Internet-Markt ist ein stürmisch wachsender Markt mit enormem Potential. Mit meinem Markt-Know-how und meiner langjährigen Erfahrung möchte ich den Weg für dieses junge Technologie-Unternehmen ebnen", stellt er sich hinter seinen Schützling.

Miro-Router als Starthilfe

Die Übernahme des Connect 2000 von Miro soll P-Route dabei als Starthilfe dienen. Vorerst besteht eine Sondervereinbarung, nach der P-Route die Produkte über Miro bezieht. Die "Altbestände" sind inzwischen verkauft, die Neuproduktion läuft nun über die auf Kommunikationstechnik spezialisierte Elmeg GmbH.

"Der Connect 2000 ist zwar keine Innovation, besitzt aber noch all seine Wettbewerbsvorteile", erklärt P-Route-Geschäftsführer Pölzl. Denn: Miro kennt jeder, den Namen P-Route noch niemand. Schließlich wünsche sich der Kunde beziehungsweise der Händler ein stabiles, investitionssicheres Produkt.

Konzentration auf den Fachhandel

Bei der Vermarktung will sich P-Route ganz auf den Fachhandel konzentrieren. Als Anreiz für den Wiederverkäufer, sich mit dem Ex-Miro-Router einzulassen, nennt Pölzl die Bedienerfreundlichkeit und die einfache Installation des Connect 2000 sowie den Servicemöglichkeiten, die der Fachhändler seinen Kunden als Zusatzleistung verkaufen kann. Ein Support-Konzept - von der Produktpflege durch Upgrades bis zur kostenlosen Hotline - steht bei dem Unternehmen ganz oben auf der Prioritätenliste. Fachhändlern und VARs bietet P-Route günstige Demo-Konditionen für den Verkauf sowie Vorabaustausch oder ein Leihgerät im Falle einer Reklamation.

"Inzwischen haben wir ein Marktsegment identifiziert", erläutert Pölzl. Workgroups oder kleineren Unternehmen mit Firmennetzen von 5 bis 25 Arbeitsplätzen, für die der Weg ins Internet über eine

ISDN-Karte oder ein Modem an jedem Arbeitsplatz bisher ein teures

Vergnügen war, will P-Route jetzt eine kostengünstige komplette Hard- und Softwarelösung bieten. Anders als bei Einzelplatzlösungen soll nach dem P-Route-Konzept lediglich ein ISDN-Abschluß ausreichen, um einer "unbegrenzten" Zahl von Usern gleichzeitig den Zugang ins Internet zu ermöglichen.

Zukunftspläne für das kommende Jahr

Steht für 1998 noch die Router-Technologie im Vordergrund, will P-Route das gewonnene Know-how spätestens im kommenden Jahr für eine neue Router-Generation nutzen. So plant der P-Route-Chef eine neue flexiblere Hardwareplattform: "Konzepte für Micro-Web-Server mit einer Fülle professioneller Einsatzfelder haben wir schon in der Schublade liegen", deutet Pölzl an. Für seine Neuentwicklung will das Unternehmen, das zur Zeit vier feste Mitarbeiter hat, weitere Leute einstellen. "Es wird in Zukunft viele Applikationen geben, durch die man in der Lage ist, von einem PC über einen Browser auf ein beliebiges Gerät zuzugreifen. Zum Beispiel für die Fernwartung", meint auch P-Route-Teilhaber Rolf Richter. Anfang 1999 sind die ersten Produkte zu erwarten.

"Momentan sind unsere Kunden sogenannte ,WiederholungstäterÈ, die bereits gute Erfahrungen mit dem Produkt gemacht haben. Ansonsten läuft die Kundenakquise über Mund-zu-Mund-Propaganda", erklärt Richter. Zu den Zielen des Unternehmens, das nach eigenen Angaben bereits im ersten Halbjahr schwarze Zahlen schreibt, meint er: "Wenn eine Firma in einem Jahr 2.000 Router verkauft, ist das schon ein gutes Geschäft. Hier die Marktführung anzustreben, wäre sinnlos, dafür gibt es zu viele Player im Router-Markt. Unser Ziel ist es, den Fuß auf den Boden zu kriegen und auf lange Sicht den Router mit der Micro-Web-Server-Technologie zu verbinden." Die P-Route Systems GmbH wird auf der CeBIT vertreten sein. Zu Halle und Stand konnten die beiden Ex-Miro-Männer zu Redaktionsschluß noch nichts Definitives sagen. Infos gibt es unter der Telefonnummer: 05300/5012. (taf)

Eine Fülle von Einsatzmöglichkeiten verspricht sich die P-Route Systems GmbH für ihren im kommenden Jahr geplanten Micro-Web-Server.

Blicken optimistisch in die Zukunft: P-Route-Geschäftsführer Frank Pölzl und Teilhaber Rolf Richter.

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