Miro-Vorstand Richter: "Den Fachandel zu vernachlässigen war ein großer Fehler"

17.01.1997
MÜNCHEN: Mit einer umfangreichen Neustrukturierung ist das Braunschweiger Multimedia-Unternehmen Miro ins neue Jahr gestartet. Das Monitorgeschäft wird ausgegliedert und die Kommunikationsprodukte sind vollständig aus der Sortimentsliste gestrichen worden. Die von Miro-Mitbegründer Rolf Richter geleitete Display-Company will sich nunmehr verstärkt dem Fachhandel widmen.Nach wie vor übt der IT-Fachhandel, allen voran Miros Top-Wiederverkäufer, die sogenannten "Professional Partner", heftige Kritik an dem Braunschweiger Unternehmen. Dramatische Einbrüche in der Qualität, mäßiger bis nicht vorhandenen Treibersupport, Inkompatibilitäten mit Grafikkarten und schleppende Garantieabwicklungen bilden lediglich die Spitze der Vorwürfe. "Gerade vor meinen langjährigen Kunden, die schon seit langer Zeit auf Miro setzen, stehe ich reichlich dumm da. Gab es früher nie Probleme, rufen sie mich heute alle naselang an, weil irgend etwas wieder nicht funktioniert. Ich frage mich ernsthaft, wie lange ich mir das noch leisten kann, will ich es mir mit meinem Klientel nicht endgültig verscherzen. Wenn das so weitergeht, suche ich mir einen anderen Hersteller", wettert einer der Partner, der allerdings ungenannt bleiben möchte.

MÜNCHEN: Mit einer umfangreichen Neustrukturierung ist das Braunschweiger Multimedia-Unternehmen Miro ins neue Jahr gestartet. Das Monitorgeschäft wird ausgegliedert und die Kommunikationsprodukte sind vollständig aus der Sortimentsliste gestrichen worden. Die von Miro-Mitbegründer Rolf Richter geleitete Display-Company will sich nunmehr verstärkt dem Fachhandel widmen.Nach wie vor übt der IT-Fachhandel, allen voran Miros Top-Wiederverkäufer, die sogenannten "Professional Partner", heftige Kritik an dem Braunschweiger Unternehmen. Dramatische Einbrüche in der Qualität, mäßiger bis nicht vorhandenen Treibersupport, Inkompatibilitäten mit Grafikkarten und schleppende Garantieabwicklungen bilden lediglich die Spitze der Vorwürfe. "Gerade vor meinen langjährigen Kunden, die schon seit langer Zeit auf Miro setzen, stehe ich reichlich dumm da. Gab es früher nie Probleme, rufen sie mich heute alle naselang an, weil irgend etwas wieder nicht funktioniert. Ich frage mich ernsthaft, wie lange ich mir das noch leisten kann, will ich es mir mit meinem Klientel nicht endgültig verscherzen. Wenn das so weitergeht, suche ich mir einen anderen Hersteller", wettert einer der Partner, der allerdings ungenannt bleiben möchte.

Doch im neuen Jahr soll alles besser werden. Das verspricht zumindest Rolf Richter, der das zum 1. Januar 1997 gegründete Tochterunternehmen Miro Displays GmbH leitet, weiterhin aber dem Vorstand der Miro Computer Products AG angehört. "Wir wollen uns vor allem im Marketing und Vertrieb mit einem kleinen aber hochmotivierten Team wieder voll und ganz dem Monitorgeschäft widmen. Für die Monitore brauchten wir einfach ein ganz anderes Vermarktungskonzept als für Grafikkarten", nennt Richter einen der Hauptgründe für die Ausgliederung des Unternehmensbereiches.

Neustart mit Handikap

Doch der Neustart im Monitorgeschäft steht nicht gerade unter den besten Vorzeichen. "Sicherlich haben wir in der Vergangenheit verschiedene Dinge falsch gemacht. Durch die starke Orientierung am Consumer-Markt haben wir den Kontakt zum Projektgeschäft und zum Fachhandel vernachlässigt oder gar verloren", gesteht Richter ein. Erklärtes Ziel der frischgebackenen Miro-Tochter sei es aber, genau diese Bande wieder zu knüpfen. Ob es Miro allerdings so ohne weiteres gelingt, den Fachhandel wieder auf seine Seite zu ziehen, ist noch nicht ausgemacht. Denn das Image des Monitorherstellers ist reichlich angekratzt. Beim Ausflug in die Gefilde des Consumer-Marktes, einhergehend mit den massiven Qualitätseinbrüchen, haben sich die Braunschweiger eine blutige Nase geholt und den Fachhandel verärgert. Selbst die abrupte Beendigung der Geschäftsbeziehungen mit dem taiwanischen Monitorproduzenten MAG während der CeBIT im vergangenen Jahr konnten das Blatt nicht wenden. "Die ganze MAG-Thematik hat unserem Ansehen ziemlich geschadet und hängt uns bis heute nach. Die Durchlaufzeiten waren zugegeben schlecht und auf die hohe Anzahl der Rückläufe waren wir nicht vorbereitet. Das war sehr negativ. Den guten Ruf der Marke Miro wieder im Markt zu etablieren, ist sicherlich keine leichte Aufgabe. Aber ich bin sicher, daß wir es schaffen werden. Was die Qualität der Produkte anbelangt, haben wir jedenfalls wieder ordentlich zugelegt", behauptet Richter.

Ausflug in Kommunikationsmarkt erwies sich als Fehltritt

Auch der Abstecher in den Kommunikationsmarkt erwies sich als völliger Fehltritt. Insider sprechen hierbei sogar von "groben Fehlleistungen des Managements". Nach Aussage des Unternehmens wurde die Integration kommunikativer Komponenten in Multimedia vom Markt nicht in dem Maße angenommen als erwartet, weshalb man sich deshalb ganz aus dem Geschäft mit Erweiterungen für die PC-Kommunikation zurückziehe.

Mit dem Abwurf von reichlich Ballast, erhoffen sie sich nunmehr wieder mehr Auftrieb. Etwa 40 Mitarbeiter müssen von Bord gehen. Um drei Manager aufgestockt wird hingegen der Vorstand. Siegfried Grabowski (zuständig für die Bereiche Produktentwicklung und Operations), Georg Blinn (Finanzen) und eine noch zu besetzende Position für den Bereich Marketing und Sales, bilden dann zusammen mit Gründer Michael Kühn das fünfköpfige Führungsteam. Bereits festgelegt ist auch die künftige Marschroute. Man will sich von nun an voll und ganz seiner Rolle als Marktführer im Bereich Digital Video und als Big Player bei Grafikkarten und Multimedia-Erweiterungen widmen, läßt die Miro AG wissen. "Unser Augenmerk liegt nach wie vor auf dem 20- und 21-Zoll-Markt, der Entry-Level im 15- und 17-Zoll-Bereich interessiert mich nicht", nennt Richter die Stoßrichtung für den Monitor-Zögling.

Verkauf steht nicht zur Debatte

Indes brodelt es wieder ganz kräftig in der Gerüchteküche. Einige Branchenkenner vermuten, daß mehr hinter dem Radikalschnitt der Braunschweiger steckt, über einem möglichen Verkauf wird gemunkelt. Sie werten die Sanierungsmaßnahmen eher als eine Art Brautschau mit der Absicht, die Mitgift für die nunmehr herausgeputze Miro-Monitor-Tochter in die Höhe zu Treiben. Doch von derartigen Spekulationen will Richter nichts wissen. "Wir halten den Displaybereich für ein nach wie vor lukratives Geschäft für unser Unternehmen", betont er gegenüber ComputerPartner. Vielmehr bekräftigt er die Absicht Miros, im laufenden Jahr die Zusammenarbeit mit dem Fachhandel zu intensivieren: "Wir haben im vergangenen Jahr die Zahl der Selling-Outlets mehr als verdoppelt. Zwar entspricht dort der Durchverkauf noch nicht unseren Vorstellungen, aber wir haben wenigsten erkannt, daß es ohne dem Fachhandel nicht geht. Gerade hier werden wir noch viel von uns hören lassen." (cm)

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