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Vobis Microcomputer AG
Herrn Theo Lieven
Carlo-Schmid-Str. 12
52146 Würselen
München, 06.12.1996
Sehr geehrter Herr Lieven,
trotz aller Unterschiede - etwa bei der Konfektionsgröße - haben Sie mit unserem Bundeskanzler Helmut Kohl etwas ganz Entscheidendes gemein: Sowohl Sie als auch Herr Kohl haben in den letzten Jahren eine ganz erstaunliche Entwicklung durchlaufen, was das Bild der öffentlichen Meinung betrifft. Wer spricht heute im Zusammenhang mit Herrn Kohl noch von "Birne"? Selbst der "Spiegel" ist inzwischen voller Bewunderung für den "schwarzen Riesen".
Bei Ihnen ist es ähnlich. Bis vor wenigen Jahren waren Sie für viele Computer-Fachhändler aufgrund der Preisaggressivität von Vobis das Feindbild Nummer 1. Dieses Image als Totengräber des deutschen PC-Fachhandels hat sich komplett gewandelt. Heute zollen Ihnen aus Anlaß Ihres Ausscheidens aus dem Vobis-Vorstand die PC-Fachhändler sogar Respekt und Bewunderung und verabschieden Sie mit allen guten Wünschen (so in der letzten ComputerPartner-Ausgabe geschehen).
Der Grund für diesen erstaunlichen Image-Wandel? Sicher spielt hier die Gewöhnung eine Rolle. Vor allem durch Ihre verstärkte Medienpräsenz in den letzten Jahren haben Sie für die Händler ein Gesicht bekommen. Nämlich das Gesicht eines Menschen mit Humor, der etwas vom Markt und seinem Geschäft versteht und der sich auch schon mal mit den Großen dieser Welt anlegt (wie im letzten Jahr mit Bill Gates).
Es gibt aber vielleicht auch noch einen anderen Grund. Vobis hat viel vom Schrecken früherer Jahre verloren, gilt nicht mehr als der Preisdrücker von damals. Das ist erstaunlich, denn war es nicht immer hauptsächlich der Preis, der die Kunden in die Vobis-Shops lockte? Wenn Vobis jetzt nicht mehr die Preisführerschaft als Strategie und Ziel verfolgt, stellt sich für mich die Frage: Wie will sich Vobis dann positionieren, um die Zukunft zu meistern?
Wie diese Zukunft von Vobis auch aussehen mag, es wird eine Zukunft ohne Theo Lieven sein. Dennoch: Die Karawane zieht weiter. Alles Gute Ihnen!
Mit freundlichen Grüßen
Damian Sicking
- Chefredakteur -