Actebis Holding GmbHHerrn Ulrich Puhrsch
Lange Wende 43
59494 Soest
München, 30.05.1997
Sehr geehrter Herr Puhrsch,
in Ostwestfalen, schreibt das Manager-Magazin in seiner Juni-Ausgabe, "gedeihen knorrige, hemdsärmelige Unternehmer, Typen mit Bodenhaftung und Weitblick", die zudem als "besessen und eigenwillig" gelten. Selbstverständlich stellt das Manager-Magazin auch einige erfolgreiche ostwestfälische Unternehmer vor. Nun liegt Soest im Herzen von Ostwestfalen, und das Unternehmen Actebis kann mit einem Umsatzvolumen von mehr als 3 Milliarden Mark und weltweit 1.300 Mitarbeitern sicher als eines der Aushängeschilder dieses Landstrichs gelten. Und sicher treffen viele der vom Manager-Magazin ausgemachten Tugenden ostwestfälischer Unternehmer auch auf Sie zu. Nur: Weder das Unternehmen Actebis noch sein Mitbegründer Ulrich Puhrsch sind in dem fraglich Artikel mit einem einzigen Wort erwähnt.
Das mag Zufall sein. Aber es ist dennoch symptomatisch. Es ist still geworden um das Unternehmen Actebis. Nicht hinter den Kulissen, im Gegenteil. Da wird viel gemunkelt und spekuliert. Aber die, wenn man so will, öffentliche Diskussion endet an den Stadtmauern von Soest. Das würde nicht weiter auffallen, wenn es nicht schon einmal anders gewesen wäre.
Diese Stille aus Soest ist um so bemerkenswerter, als es in der Clique der Broadline-Distributoren in Deutschland derzeit kracht und zischt wie nie zuvor: CHS schluckt Merisel und Frank + Walter und soll jetzt auch noch Appetit auf Speichergroßhändler Karma haben, Macrotron geht zu großen Teilen in amerikanische Hände über (Tech Data), Computer 2000 leckt sich nach dem verunglückten US-Abenteuer die Wunden, Ingram hat noch immer ein ungelöstes Problem und Peacock findet mit Maxdata endlich die lang ersehnte Rettung. Alles aufregende Schlagzeilen. Nur von einem hört und liest man nichts: Actebis!
Die Frage, die sich mir nun stellt und die ich gerne an Sie weiterreiche, lautet: Ist diese Stille vom Möhnesee ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?