Novell GmbHGeschäftsführung
Herrn Andreas Zeitler
Monschauer Str. 12
40549 Düsseldorf
München, 25.04.1997
Sehr geehrter Herr Zeitler,
vor einigen Jahren kommentierte der damalige Vobis-Chef Theo Lieven die Multimedia-Hysterie mit den Worten: "An Multimedia verdienen derzeit nur diejenigen, die darüber schreiben." Mit dem Thema "Internet/Intranet" scheint es heute ähnlich zu sein. Lediglich zwei bis drei Prozent des deutschen Mittelstandes verfügen gegenwärtig über einen Internet-Anschluß. Nach Angaben von Ixos-Chef Eberhard Färber ist der tatsächliche Nutzungsgrad bei den Großunternehmen nicht höher. Und bei den Intranets sieht es nicht viel besser aus.
Über die Ursachen streiten sich die Geister. Die Hersteller wie zum Beispiel askSAM-Geschäftsführer Miro Paritzek werfen der Politik Versäumnisse vor. Die Händler schieben den Herstellern den schwarzen Peter zu und kritisieren deren unzureichendes Marketing.
Sicher ist eins: Aussagen wie die, daß diejenigen Unternehmen, die heute nicht in die Internet-/Intranet-Technologie investieren, in fünf Jahren vom Markt verschwunden sind, sind Kokolores. Solche Sprüche können nur von IT-Herstellern kommen, die von der Vermarktung dieser Technologien leben. Derartige Statements bringen aber den Markt nicht weiter. Denn geht es wirklich darum, eine bestimmte Technologie zu vermarkten? Oder geht es darum, den Unternehmen Lösungen anzubieten, die ihnen eine bessere Position am Markt verschaffen? Daß die Anwender weder Internet noch Intranet wollen, ist doch völlig klar. Sie selbst, sehr geehrter Herr Zeitler, kaufen auf dem Wochenmarkt ja auch kein Obst. Sondern sie kaufen Äpfel, Birnen und Bananen.
Daß die deutsche Wirtschaft in puncto Internet-/Intranet-Technologie den USA einmal mehr hinterherhinkt, hat sicherlich mehrere Gründe. Der wesentliche Grund liegt aber meines Erachtens in dem völlig falschen Marketingansatz der IT-Industrie.
Mit freundlichen Grüßen
Damian Sicking
- Chefredakteur -