Gateway 2000 Computer GmbHGeschäftsführung
Frau Carola Bode
Kaiserstr. 28
60311 Frankfurt
München, 07.02.1997
Sehr geehrte Frau Bode,
In Ihrem Beitrag über die "Krise im Computerhandel", den Sie uns freundlicherweise zur Veröffentlichung angeboten haben, beklagen Sie sich darüber, daß "keine Branche ihre Kunden so schlecht behandelt" wie der Computerhandel. Unter anderem kritisieren Sie die angeblich miserable Beratungsleistung in den "üblichen Computerläden". Und in puncto After-Sales-Service erhalte der Kunde die "tollsten Versprechungen gegen erheblichen Aufpreis, die nachher doch keiner halten kann". Kurzum: Beim PC-Händler wird der Kunde, behaupten Sie, so richtig über den Tisch gezogen.
Wie gut, daß es ein Unternehmen wie Gateway 2000 gibt! Denn hier scheint sich der PC-Anwender in den besten Händen zu befinden. Service und Support werden hier ganz groß geschrieben. Unter anderem erhält der Kunde bei Gateway 2000 eine Drei-Jahres-Garantie, einen kostenlosen 48-Stunden-Vor-Ort-Service für ein Jahr sowie eine 30-Tage-Geld-zurück-Garantie. Kurzum: Bei Gateway 2000, so Ihr Versprechen, ist der Kunde noch König.
Soviel zur Theorie. Die Praxis sieht anders aus. Das erfuhren jetzt die über eine Millionen Leser der Süddeutschen Zeitung. Unter der Überschrift "Lebenslügen" brachte die SZ am 1. Februar im Feuilleton (!) einen Artikel, der sich mit der Computerbranche befaßte. Darin heißt es unter anderem: "Der von allen Computermagazinen gelobte Computerversender Gateway verspricht allmonatlich in großformatigen Anzeigen, er leiste bei Problemen einen 48-Stunden-Vor-Ort-Service. Wenn Gateway dann einen Computer mit defekter Festplatte ausliefert, kommt 48 Stunden lang niemand, am dritten, vierten oder fünften Tag bringt UPS eine neue Platte mit Einbau-Anleitung, und den Vor-Ort-Service leistet der User selbst."
Wenn ich diesen Erfahrungsbericht mit Ihren Aussagen zur Servicequalität des deutschen PC-Handels vergleiche, dann fällt mir nur ein altes deutsches Sprichwort ein: "Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen."
Mit freundlichen Grüßen
Damian Sicking