...MIT FREUNDLICHEN GRÜSSEN

28.05.1998

Acer Computer GmbHGeschäftsführung

Herrn Klaus M. Muuß

Kornkamp 4

22923 Ahrensburg

München, 28.05.1998

Sehr geehrter Herr Muus,

als ich mich vor einigen Wochen mit Acer-Chef Stan Shih unterhielt, fragte ich ihn natürlich auch danach, wie er mit der Geschäftsentwicklung in Deutschland zufrieden sei. Doch leider zeigte sich Herr Shih bei diesem Thema recht wortkarg. "Die Europäer machen einen guten Job", war das einzige Statement, zu dem er sich durchringen konnte.

In der Tat konnte Acer in Europa im letzten Jahr an Boden gewinnen. Auf dem alten Kontinent steigerten die Taiwaner nach Angaben von IDC ihren Absatz gegenüber dem Vorjahr um 24,7 Prozent. Weil der Gesamtmarkt nur um 14,1 Prozent zulegte, verbesserte sich der Acer-Marktanteil auf drei Prozent - und liegt damit immerhin doppelt so hoch wie noch vor drei Jahren. Einziger Schönheitsfehler: Von den Top-ten-Herstellern verzeichneten 1997 sieben Firmen höhere Zuwächse als Acer. Lediglich IBM (plus 15 Prozent) und Vobis (minus 11,6 Prozent) schnitten in puncto Steigerungsraten schlechter ab.

Während das Europa-Geschäft also 1997 ganz gut lief, steckte weltweit der Wurm drin. Um lediglich 0,3 Prozent konnte Acer den Absatz unter der eigenen PC-Marke ausweiten. Ein herber Rückschlag auf dem Weg, bis zum Jahr 2000 unter die Top-fünf vorzustoßen. Und überhaupt: Wirft man einen Blick auf die Entwicklung in den letzten Jahren, gewinnt man den Eindruck, daß es mit Acer nicht so recht vorangeht. Denn bereits 1995 stand Acer in der weltweiten Ranking auf Platz sieben. Damit war aber auch schon das Ende der Fahnenstange erreicht. Im letzten Jahr reichte es sogar nur zu Rang acht.

Wie sieht es nun in Deutschland aus? Im professionellen PC-Markt rutschte Acer im ersten Quartal dieses Jahres noch so eben unter die Top-ten. Mit einem Absatzzuwachs gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um nur zehn Prozent liegt Acer hier deutlich unter dem allgemeinen Marktwachstum (17 Prozent). Bemerkenswert die negative Entwicklung im Serverbereich. Hier weist IDC sogar einen Absatzeinbruch für Acer um 36 Prozent aus. Auch im Notebook-Segment lief es bisher noch nicht so gut. Mit einem Absatzzuwachs um 11,7 Prozent im ersten Quartal blieb Acer deutlich hinter dem allgemeinen Wachstum (plus 24 Prozent) zurück. Der Marktanteil sackte auf 7,3 Prozent ab. Im letzten Jahr bewegte sich Acer hier fast durchgehend deutlich jenseits der Zehn-Prozent-Marke.

Angesichts des nicht gerade berauschenden ersten Quartals frage ich mich, welche Geheimwaffen Sie in der Hinterhand haben, um die angestrebte Umsatzsteigerung in diesem Jahr um immerhin rund 44 Prozent auf 590 Millionen Mark (ohne OEM-Geschäft) zu schaffen.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

Zur Startseite