Mit freundlichen Grüßen ...

02.04.1999

ComputerbildChefredaktion

Herrn Harald Kuppek

Axel-Springer-Platz 1

20350 Hamburg

München, 01.02.1999

Sehr geehrter Herr Kuppek,

nach dem Durchblättern der Computerbild oder einer anderen PC-Zeitschrift habe ich zuweilen den Eindruck, daß die deutschen PC-Händler zum überwiegenden Teil Trickbetrüger sind, Kleinganoven und Bauernfänger, die ihre Kunden nach Strich und Faden über den Tisch ziehen. Schlechte und inkompetente Beratung, falsche Versprechungen, mieser Service, unfreundliche Behandlung, Pfusch und Abzocken, so der Eindruck, sind an der Tagesordnung. Wer sich in einen PC-Laden begibt, lautet die Empfehlung, nimmt am besten einen Rechtsbeistand mit, damit er nicht übers Ohr gehauen wird beziehungsweise nach dem Kauf nachweisen kann, daß er übers Ohr gehauen wurde.

Natürlich: Auch im Computerhandel gibt es schwarze Schafe. Und wenn fehlerbehaftete Geräte verkauft oder defekte PCs nicht ordnungsgemäß wieder repariert werden, ist das nicht zu entschuldigen. Aber die häufig praktizierte Berichterstattung nach dem Motto "Wir stecken alle in einen Sack und hauen kräftig drauf, wir treffen auf jeden Fall den richtigen" ist ihrerseits auch nicht gerade ein Muster-beispiel für seriöses Geschäftsgebaren.

Denn so schlecht, wie immer wieder dargestellt, kann der PC-Handel wohl nicht sein. Das zumindest belegt die Studie "Wie gut ist Deutschlands Computerhandel?", den die Unternehmensberatung Mayer & Mayer im vergangenen Jahr in Kooperation mit der Zeitschrift Chip durchgeführt hat. Besonders die regionalen Fachhändler schneiden nach der Auswertung von rund 1.400 Fragebögen gut ab. Knapp neun von zehn Fachhandelskunden gaben an, ihren nächsten Einkauf wieder bei ihrem regionalen PC-Fachhändler zu tätigen. Eine hohe Kundenbindung also, die sicher geringer ausfallen würde, wenn die Leistung der Fachhändler wirklich so miserabel wäre, wie von Ihnen und anderen beschrieben. Auch bei den Einzelwertungen konnte der Fachhandel Pluspunkte sammeln. 61 Prozent der Kunden bescheinigten dem Personal eine hohe beziehungsweise sehr hohe Kompetenz, und auch in puncto Freundlichkeit der Verkäufer, Produktqualität und Preis-Leistungs-Verhältnis erzielte der Fachhandel gute Noten. Weniger zufrieden zeigten sich die Befragten mit der Breite des Produktsortiments und der Warenpräsentation.

Die Ergebnisse dieser Befragungen zeigen, daß der PC-Fachhandel in Deutschland zwar noch vielfältige Ansatzpunkte zur Verbesserung seiner Leistungen hat, daß er aber überhaupt keinen Grund hat, in Sack und Asche zu laufen. Die oft betriebene Pauschalverdammung des deutschen Computerhandels spiegelt jedenfalls die Realität überhaupt nicht wider.

Mit kollegialem Gruß!

Damian Sicking

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