Mensch und Maschine Software AGVorstand
Herrn Adi Drotleff
Argelsrieder Feld 5
82234 Wesseling
München, 25.01.1999
Sehr geehrter Herr Drotleff,
die IT-Branche, wir wissen es alle, leidet unter Personalmangel. Vor allem die Software-Hersteller sind betroffen. Da man sich die für die Nutzung des Marktpotentials dringend erforderlichen zusätzlichen Mitarbeiter nicht selber backen kann, sind kreative Lösungen gefragt. Ohne die Bereitschaft, auch mal die ausgetretenen Pfade zu verlassen, geht hier nichts mehr.
Warum zum Beispiel nicht einmal Leuten eine Chance geben, die von der ganzen Computerei keine Ahnung haben? Warum nicht unkonventionelle Ideen und frischen Wind ins Haus holen? Menschen, die genau die Fragen stellen, die zu stellen wir uns alle nicht trauen. Die großen und renommierten Unternehmensberatungen machen es vor. Sie stellen nicht nur Betriebs- und sonstige Wirte ein, sondern auch zum Beispiel studierte Theologen (und zwar nicht zum gemeinsamen Beten).
Ausgesprochen gute Erfahrungen mit der Einstellung von branchenfremden Mitarbeitern machte zum Beispiel Arno Beyer, geschäftsführender Gesellschafter der kleinen, aber feinen Softwareschmiede Beyer Software in Mettmann. Ich habe Ihnen einen Schnappschuß des ersten Arbeitstages von Herrn Klöppke beigelegt. Klöppke, der eigentlich Simultanübersetzer für Latein und Altgriechisch werden wollte, wegen der unsicheren Berufsperspektive dann aber abwechselnd als Animateur in einem Ferienclub auf Ibiza und als Fahrradkurier in Heiligenhaus jobbte, machte die fehlenden Fachkenntnisse durch hohe Einsatzfreude wieder wett. Heute zählt er zu den Top-Programmierern bei Beyer Software und hilft auch schon mal im Vertrieb mit, wenn es grade mal wieder klemmt.
Ich denke, dieses Beispiel sollte Schule machen. Wer bei der Personalauswahl auf K.-o.-Kriterien fixiert ist, darf sich nicht wundern, wenn er eines Tages selber auf der Matte liegt und ausgezählt wird. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen immer ein glückliches Händchen bei der Personalrekrutierung und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Damian Sicking