Mit freundlichen Grüssen ...

25.05.2000

ComputerPartner

Chefredaktion

Tel.: 0 89/3 60 86-388

Fax: 0 89/3 60 86-389

E-Mail: dsicking@computerpartner.de

IPC Archtec AG Vorstand

Herrn Reinhard Oppowa

Hüttenkofen 23

84100 Niederaichbach

München, 22.05.2000

Sehr geehrter Herr Oppowa,

"Der Tod des Free-PC. Das war die Schlagzeile eines Artikels im Online-Magazin "Tecchannel (www. tecchannel.de) in der vergangenen Woche. Weiter heißt es dort: "Der noch Ende 1999 als Trend angepriesene Free-PC ist hierzulande mittlerweile Geschichte. (...) Die fragwürdigen Eine-Mark-PC-Angebote sind ebenso schnell wieder verschwunden, wie sie zu Beginn des angeblichen Free-PC-Trends aufgetaucht sind. Der Flurschaden, den sie hinterlassen haben, dürfte es Nachahmern schwer machen.

Der Free-PC - ein weiterer Sturm im Wasserglas in unserer an Wasserglasstürmen nicht gerade armen Branche. Die amerikanische Firma Free PC Inc, die im vergangenen Jahr den ganzen Wirbel ausgelöst hatte, ist ja auch längst schon wieder vom Markt verschwunden. Wer heute die URL www.free-pc.com eingibt, wird automatisch zur Homepage des amerikanischen PC-Anbieters E-Machines weitergeleitet, der Free PC Anfang dieses Jahres übernommen hat, und der PCs nur gegen harte Dollars verkauft.

Dabei diese Idee! Das war wirklich New Economy! Am verrücktesten natürlich die Amerikaner. Gib mir deine Adresse, sage mir deine Vorlieben, und ich schenke dir einen funkelnagelneuen PC. Und darüber hinaus bekommst du maßgeschneiderte Produktinformationen (Werbung). It's cool, man!

It's a flop, man! Heute wissen wir: Der Umsonst- oder Eine-Mark-PC war ein Schuss in den Ofen. Schon vor einem Jahr, zu Beginn der ganzen Aufregung, haben erfahrene Grabenkämpfer der Branche skeptisch den Kopf geschüttelt. "Früher haben wir die Hardware verkauft und die Dienstleistung verschenkt. Heute sollen wir die Hardware verschenken und die Dienstleistung verkaufen. Wenn wir bei der ersten Variante nicht reich geworden sind, wie sollen wir es bei der zweiten werden?, fragten sie sich. Überhaupt nicht, so zeigt sich jetzt, weil die Anwender nämlich nicht so dumm sind, wie mancher Marketing-Mann meint. Die Leute haben dem Gaul ins Maul geschaut und schnell gemerkt, dass hier gar nichts geschenkt wird. Im internationalen Vergleich zählen die deutschen Schüler im Fach Mathematik zwar nicht zur Elite, aber für die Grundrechenarten reicht es noch immer: Die langfristige Bindung an einen Internet-Service-Provider kann ein Geschenk verflixt teuer machen.

Das ist auch der Unterschied zum Mobilfunk, wo dieses Prinzip ja sehr erfolgreich praktiziert wird. Die Produktionskosten eines PCs liegen einfach deutlich über denen eines Handys. Eine monatliche "Internet-Pauschale von 25 Mark rechnet sich einfach nicht. Nicht einmal der doppelte Betrag würde bei den üblichen Vertragslaufzeiten ausreichen. Der Geschenk-PC ist daran gescheitert, dass niemand etwas zu verschenken hat. Daher waren und sind die Anbieter nicht in der Lage, eine überzeugende Alternative zum herkömmlichen PC-Kauf bereitzustellen. Das wäre Harakiri.

Auch IPC hat sich ja im vergangenen Jahr mit dem Eine-Mark-PC beschäftigt. Die Ankündigung, mit einem solchen Angebot an den Markt zu gehen, war aber wohl nur ein PR-Gag, oder? Heute scheint dieses Thema bei Ihnen jedenfalls durch zu sein. In dem großen IPC-Interview, das wir in dieser Ausgabe veröffentlichen (Seite 29), ist der Geschenk-PC jedenfalls kein Thema mehr. Und wenn Sie mich fragen: Ich vermisse es nicht.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

Zur Startseite