Mit freundlichen Grüssen ...

02.10.2000

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Herrn Achim Heyne

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52070 Aachen

München, 07.02.2000

Sehr geehrter Herr Heyne,

Sie können sich vermutlich nicht vorstellen, was in unserer Redaktion Tag für Tag an Presseinformationen reinkommt. Massenweise. Das meiste ist langweiliges Zeug. Aber Ihre Pressemitteilung vom 1. Februar habe ich mir rausgefischt. Die ist nicht nur kurz und knapp und auf das Wesentliche beschränkt, sondern streckenweise auch noch amüsant. Zunächst einmal finde ich es ganz toll, dass Sie im vergangenen Jahr den Umsatz um 31 Prozent auf 271,5 Millionen Mark steigern konnten. Ich finde es mutig, dass Sie sich für dieses Jahr einen weiteren Zuwachs um 47 Prozent vorgenommen haben. Ich finde es klug, dass Sie dafür das Stammkapital von 625.000 auf eine Million Euro aufgestockt haben. Ich finde es konsequent, dass Sie zwölf zusätzliche (ehemalige CHS-) Mitarbeiter eingestellt haben.

Und dann finde ich es noch sehr beruhigend, dass Sie Ihre Ware nicht, "wie bei einigen Wettbewerbern" der Fall, "in Zelten oder Containern" lagern müssen. Vor allem aber finde ich es sehr verständlich, dass Sie froh darüber sind, dass Sie Ihren "Erfolg nicht mit einem Geldgeber teilen" müssen. Erfolg sollte man nach Möglichkeit nie teilen. Dann wird er ja weniger. Nur die Freude über seinen Erfolg, die sollte man unbedingt teilen. Denn die Freude verdoppelt sich dann ja. Aber wem sage ich das?!

Aber eine Sache finde ich bedenklich. Das ist die Neigung der Distributoren und eigentlich auch des IT-Einzelhandels, das eigene Sortiment immer weiter aufzublähen. Sie, sehr geehrter Herr Heyne, streichen in Ihrer Pressemitteilung ja durchaus mit Stolz Ihre neuen Distributionsverträge heraus. Insgesamt weist Ihr Produktkatalog jetzt mehr als 1.000 Arikel von rund 90 Herstellern von A wie Abit bis Z wie Yamaha aus. Diese Neigung, das Sortiment auszuweiten, die finde ich bedenklich.

In seinem streckenweise sehr informativen Buch "Konsequent einfach. Die Aldi-Erfolgsstory" geht der ehemalige Aldi-Geschäftsführer Dieter Brandes auf diese Problematik ein. Eines der wesentlichen Erfolgsmomente von Aldi war und ist, so Brandes, die konsequente Sortimentsbeschränkung. Jahrelang hatte der Discounter eine Obergrenze von nur 600 Artikeln (Artikel, nicht Hersteller!), während die Wettbewerber durchaus bis zu 20.000 unterschiedliche Artikel im Programm haben. Viele Lebensmittelhändler haben nicht deshalb zusätzliche Artikel in ihr Sortiment aufgenommen, so die Kritik des Ex-Aldi-Managers, um dem Kunden eine größere Auswahl zu bieten (im Gegenteil verwirren sie den Kunden damit nur), sondern weil sie auf die Werbekostenzuschüsse, Rückvergütungen und Rabatte der Hersteller scharf waren. Das ist nach Ansicht des Verfassers einer der Kardinalfehler: Lieferantenorientierung statt Kundenorientierung.

Das Problem ist Folgendes: "Jeder zusätzliche Artikel", schreibt Brandes in dem Buch, "verursacht (...) einen Mehraufwand. Außerdem wird dadurch oft der Umsatz eines ähnlichen Artikels reduziert und dessen Bedeutung im Einkauf verringert. Hinzu kommen die nicht quantifizierbaren Einflüsse auf die Organisationsabläufe."

Diese Warnungen werden leider viel zu oft in den Wind geschlagen. Natürlich: Wenn zum Beispiel 1.000 Artikel funktionieren, dann funktionieren auch 1.010 und vielleicht auch 1.100. Aber wo ist die Grenze? Hier muss man sich einfach selbst begrenzen und sich dann auch daran halten. Aber Disziplin, schreibt Brandes, "ist im Handel (...) wohl die schwierigste aller Übungen".

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine glückliche Hand bei der Sortimentsgestaltung und weiterhin ungeteilten Erfolg.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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