Mit freundlichen Grüßen ...

02.08.2001

ComputerPartner

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Computerlinks AG

Vorstand

Herrn Stephan Link

Stephan-George-Ring 23

81929 München

München, 30.07.01

In guten Zeiten geht es allen Firmen gut.

In schlechten Zeiten geht es nur den guten gut.

Sehr geehrter Herr Link,

in den ersten fünf Monaten dieses Jahres haben 473 Vorstandschefs in den USA ihre Posten aufgegeben. Das sind 22 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Wie viele von ihnen vor die Tür gesetzt wurden und wie viele freiwillig gingen, ist nicht bekannt. Aus Deutschland liegen mir keine Zahlen vor, aber ich glaube, das Bild ist ähnlich. Vor allem in den letzten Wochen häufen sich die Meldungen über Entlassungen und Ämterniederlegungen von Vorstandsmitgliedern.

Lange haben Firmenchefs von unzureichenden eigenen Leistungen mit dem Hinweis auf die angeblich so schwierige Marktlage abgelenkt. Eine bequeme Schutzbehauptung für alle Schönwetterkapitäne. Es klingt einfach besser, wenn man sagt: "Die negativen konjunkturellen Rahmenbedingungen und die anhaltende Nachfrageschwäche ...", anstatt: "Ich bin eine Niete." Den Anfang machte zu Beginn dieses Jahres Carly Fiorina, die amerikanische HP-Chefin und bestbezahlte Garagenverkäuferin weltweit. "Als wenn jemand das Licht ausgeknipst hätte", so entschuldigte sie die schlechten Zahlen. Die HP-Angestellten sollen nun durch einen Gehaltsverzicht dafür sorgen, dass ihrer Chefin nicht das Licht ausgeknipst wird. Das scheint auch zu klappen. Das offiziell verkündete Ziel dagegen, mit dem Lohnverzicht drohenden Stellenabbau zu vermeiden, nicht. Jetzt ballen viele HP-Mitarbeiter wütend die Fäuste in den Taschen. Kann man verstehen.

Mit der Geduld und Nachsicht vieler Aufsichtsräte und Anteilseigner ist es vorbei. Sie kennen kein Pardon mehr mit Vorständen und Geschäftsführern, die die Schuld für eigenes Versagen bei anderen suchen, und seien es die "Umstände, die nicht so sind". Dass die Schonzeit für schwache Manager abgelaufen ist, daran sind Sie Schuld, sehr geehrter Herr Link. Nicht Sie allein, aber auch.

Denn in diesen schwierigen Zeiten schafft es die Computerlinks AG, im ersten Halbjahr den Umsatz um 115 Prozent auf 80 Millionen Euro und den Gewinn (Ebitda) um 120 Prozent auf 6,1 Millionen Euro zu steigern. Wie kann so etwas sein? Ein Einzelfall? Mitnichten. Auch die Software AG konnte in den ersten sechs Monaten Umsatz (+ 46 Prozent) und Gewinn (+ 82 Prozent) kräftig ausweiten. Zahlreiche andere Unternehmen, die wir hier nicht aufführen können, zeigen ebenfalls eine gute Entwicklung.

Dass solche Nachrichten den schwachen Firmenlenkern überhaupt nicht schmecken, ist klar. Sie geraten in Erklärungsnotstand. "Erzählen Sie mir keine Märchen", unterbricht dann immer öfter der Aufsichtsratschef solche Reinwaschungsversuche, "wenn Lance Armstrong nur dann schnell fahren könnte, wenn auch alle anderen schnell fahren, dann hätte er nie die Tour de France gewonnen." Und tschüs!

Verheerend ist natürlich, dass die Unternehmen mit ihrem Gewinsel über das ach so schlechte Konjunkturklima dafür sorgen, dass die Stimmung schlecht bleibt. Der einzige, der wirklich begriffen hat, was getan werden muss, und tapfer gegen diese Miesepetrigkeit ankämpft, ist unser Kanzler Gerhard Schröder: Weil er weiß, dass die Wirtschaft zu einem Großteil Psychologie ist, verbreitet er Optimismus und positive Denkungsart. Doch statt sich ein Beispiel an dieser Art der Schröderschen Wirtschaftsförderung zu nehmen, wird sie von eben dieser Wirtschaft auch wieder kritisiert. Das verstehe, wer will.

Wir von ComputerPartner haben jedenfalls beschlossen, ab sofort keine Erklärungen mehr zu akzeptieren, in denen das Management schlechte Geschäftszahlen mit dem Hinweis auf eine schlechte gesamtwirtschaftliche Lage zu entschuldigen versucht.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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