Mit freundlichen Grüßen ...

21.06.2001

ComputerPartner

Chefredaktion

Tel.: 089/3 60 86-388

Fax: 089/3 60 86-389

E-mail: dsicking@computerpartner.de

Bemi Computer Marketing GmbH

Geschäftsführung

Herrn Hans-Richard Reiners

Nordstraße 11

38106 Braunschweig

München, 18.06.01

Ein Bombengeschäft, das keiner machen will

Sehr geehrter Herr Reiners,

Menschen, die etwas davon verstehen, sagen, dass Home-Networking eine Riesenzukunft hat. Einer von ihnen ist Theo Beisch, der Vorstandschef von Elsa in Aachen. Der sagte vor kurzem in einem Brief an ComputerPartner, dass hier "ein großer, neuer Markt" entsteht und dass sich "gerade für den Fachhandel (...) große und langfristige Chancen" ergeben. Jährliche Wachstumsraten von mehr als 100 Prozent - also eine Verdoppelung - in den kommenden Jahren sind möglich, versprechen die Marktforscher. Das lässt aufhorchen.

Aufhorchen lässt auch das, was der Handel über dieses Thema denkt. Wir von ComputerPartner hatten die Marktforscher von Techconsult in Kassel gebeten, in ihre routinemäßigen Handelsbefragungen - 200 Händler werden alle zwei Monate interviewt - folgende Fragen einzupflegen:

1. Glauben Sie, dass Home-Networking ein Markt mit Zukunft ist?

2. Werden Sie selber Aktivitäten in Richtung Home-Networking entwickeln, oder ist dies bereits geschehen?

Die Ergebnisse waren teils überraschend und teils nicht. Wenig überraschend ist, dass auch der IT-Handel der Ansicht ist, Home-Networking sei ein Zukunftsmarkt. Knapp zwei Drittel der befragten Händler sind dieser Ansicht, bei den Computershops etwas mehr, bei den Systemhäusern etwas weniger (Einzelheiten dazu auf Seite 29 dieser Ausgabe). Was erstaunt, ist Folgendes: Obwohl der weit überwiegende Teil der befragten Händler den Home-Networking-Markt für einen Zukunftsmarkt hält, wollen sie an diesem Geschäft nicht partizipieren. Sieben von zehn befragten Händlern gaben gegenüber Techconsult an, keine Aktivitäten in dieser Richtung zu planen.

Ich zumindest finde dieses Umfrageergebnis erstaunlich. Das ist, wie wenn die Mehrzahl der Bauern der Ansicht ist, dass im kommenden Jahr Kürbisse unheimlich gefragt sein werden, aber nur die wenigsten planen, Kürbisse anzubauen. Statt dessen jammern sie, dass das Geschäft mit Kartoffeln so schwierig und nichts mehr daran zu verdienen sei. Nicht ganz einfach zu verstehen, finden Sie nicht?

Beim Versuch, die Ergebnisse der Techconsult-Befragung zu erklären, stößt man im Wesentlichen auf drei mögliche Antworten: 1. Viele Händler halten Home-Networking für einen Wachstumsmarkt, weil sie dies irgendwo gelesen haben. 2. Da sie aber nicht ganz sicher sind, was unter Home-Networking genau zu verstehen ist, können sie auch schlecht Aktivitäten planen. 3. Bloß keine Privatkunden!

Welche Erklärung auch immer zutrifft: Die Weigerung des IT-Handels, an diesem Marktsegment zu partizipieren, halte ich für fatal. Dass dieser Markt kommen wird, steht so fest wie das Amen in der Kirche. Breitbandübertragung, digitales Fernsehen, Funk-LANs - irgendjemand wird dieses Geschäft machen. Und wenn der IT-Handel sich dieses Geschäft durch die Lappen gehen lässt, dann macht es eben ein anderer. Das kann der UE-Händler sein, aber auch der Elektrofachhändler oder einer, den heute noch niemand auf der Rechnung hat.

Kann sich der IT-Handel diese Ignoranz leisten?

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

Zur Startseite