Mit freundlichen Grüßen ...

07.03.2002

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München, 04.03.2002

Die Cebit, Bob Marleys Söhne und das "persönliche" Gespräch

Sehr geehrter Herr Mayr,

vielen Dank für die freundliche Einladung, Sie auf der Cebit in Hannover zu besuchen. Leider muss ich absagen. Ich kann nicht, denn:

Ich muss unbedingt zu den Ausstellern aus Jamaica. Zum ersten Mal sind Vertreter der Karibik-Insel in Hannover mit dabei, gleich sieben Firmen, Spezialisten für "anspruchsvolle IT-Lösungen und Softwareentwicklungsleistungen", wie es in der Ankündigung heißt. Man findet sie in Halle 8, Stand A18. Der Zweck der Cebit-Teilnahme von Bob Marleys Söhnen besteht unter anderem darin, Kooperations- und Vertriebspartner zu finden. Dass die Teilnahme aber deshalb unter dem Slogan "Joint us" steht, ist eine reine Erfindung von mir. Jedenfalls finde ich es super und eigentlich längst fällig, dass die Rasta-Boys mal bei

uns vorbeischauen. Denn wenn die Bewohner der karibischen Sonneninsel schon bei den Olympischen Winterspielen im Bobfahren teilnehmen und sogar einen Film darüber drehen ("Es geht über eure Vorstellungskraft, Jamaica hat 'ne Bobmannschaft"), dann doch wohl erst recht bei den Winterspielen der IT-Branche in Hannover. Auch hier zählt vermutlich das olympische Motto "Dabeisein ist alles". Ich halte es zwar für ein Gerücht, dass auf dem Stand der Jamaikaner die Parole gilt "Lieber Rum trinken als rumstehen", aber ich werde das zur Sicherheit mal überprüfen.

In den Wochen vor der Cebit trudelten bei uns in der Redaktion wieder 1.742 Einladungen zum Frühstück, zum Mittagessen, zum Kaffee, zu Pressekonferenzen und Interviews ein. Und wie in jedem Jahr gab auch wieder zahlreiche Einladungen zu einem "persönlichen" Gespräch. Ich grüble schon die ganze Zeit über den Unterschied zwischen einem Gespräch (sozusagen einem "normalen") und einem "persönlichen" Gespräch nach. Wenn man in einem ("normalen") Gespräch über die Lage der Branche, neue Produkte und so weiter spricht, worüber redet man dann in einem "persönlichen" Gespräch? Etwa über seinen eingewachsenen Zehennagel oder die Darmspiegelung vorigen Monat? Sicherheitshalber habe ich sämtliche Einladungen zu einem "persönlichen" Gespräch abgesagt oder an eine Kollegin beziehungsweise einen Kollegen aus der Redaktion weitergegeben. Leider gab es wieder keine einzige Einladung zu einem "unpersönlichen" Gespräch. Da wäre ich auf jeden Fall hingegangen.

Das Schöne an der Cebit ist ja, dass man so viele Leute trifft. Auch eine gute Gelegenheit, jemandem seine Meinung zu sagen. In der Regel handelt es sich dabei um die "persönliche" Meinung. Auch in diesem Fall würde mich die "unpersönliche" Meinung viel mehr interessieren, weil ich gerne wissen würde, was man sich darunter vorstellen muss. "Ich für meine Person bin der Meinung ...", sagt man gerne. Ja, für welche Person denn sonst?

Aber sind diese Fragen wirklich wichtig? Wichtig ist nur, dass dieser Brief fertig wird, dass die Cebit wieder anfängt, dass die Jungs (und Mädchen?) aus Jamaika mit von der Partie (Party?) sind und dass man wieder Dutzende von Gesprächen führen und vielen Leuten seine Meinung sagen kann. Also ich für meine Person finde das großartig. Das ist aber meine ganz persönliche Meinung.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

PS: Vor lauter Vorfreude auf die Cebit haben wir schon mal einen Messevorbericht geschrieben. Den finden Sie in diesem Heft auf den Seiten 48 bis 70.

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