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Hiller, Wüst & Partner GmbH
Agentur für Kommunikation
Geschäftsführung
Frau Conny Wüst
Weißenburger Straße 30
63739 Aschaffenburg
München, 14.07.2003
Der Umsatz in der Image-Krise
Sehr geehrte Frau Wüst,
der Umsatz hat ein handfestes Image-Problem. Keiner mag ihn mehr leiden. Alle reden schlecht über ihn. Überall hört man Sätze wie "Unser Fokus liegt nicht mehr auf Umsatz" oder "Ein hoher Umsatz ist für uns nicht wichtig" oder "Umsatz ist lediglich relevant als Marketingaussage, um damit Banken und Kunden zu beeindrucken". Niemand will mehr Umsatz machen, weil ein hoher Umsatz einfach eine tolle Sache ist. Vor ein paar Jahren war das noch völlig anders. Der Image-Absturz des Umsatzes hätte nicht brutaler ausfallen können. Heute ist Umsatz an sich vollkommen aus der Mode gekommen. Ein Firmenchef, der auf die Frage, welches Ziel sein Unternehmen verfolgt, antwortet, Umsatz zu erzielen, der outet sich als Mann von gestern. Umsatz ist zu einem "Bäh-Wort" geworden.
Die Geschäftsleute sagen heute üblicherweise, die einzige Existenzberechtigung des Umsatzes bestehe darin, das Erzielen eines Überschusses zu ermöglichen. Der Umsatz also nur Mittel zum Zweck? Ist das nicht Mumpitz? Ich meine, wir fahren doch auch nicht nur Auto, um von A nach B zu kommen, sondern weil es Spaß macht (BMW: "Freude am Fahren"). Und ist es mit dem Umsatz nicht genauso? Umsatz erzielen, einfach weil es Spaß macht. Ach ja, die New Economy, das waren Zeiten!
Heute dagegen die stereotype Einstellung: Wenn an dem Umsatz kein Gewinn hängt, dann sind wir nicht interessiert. Wie trist! Und natürlich auch wie falsch. Jemand, der ein Geschäft ablehnt, weil es zwar Umsatz, aber keinen Gewinn bringt, ist wie ein Angestellter, der auf sein Gehalt verzichtet, weil es nicht ausreicht, um davon etwas zu sparen.
Ich meine, wer redet in diesen Zeiten von Gewinn? Heute geht es um etwas anderes: Es geht ums Überleben, ums nackte. Daher ist Umsatz heute wichtiger denn je: nur eben nicht, um Gewinne zu erzielen, sondern um die Mitarbeiter zu bezahlen, die Miete für Gebäude und Maschinen, die Lieferantenrechnungen, und um die Bankkredite zu bedienen. Wer das hinkriegt, Monat für Monat, der hat schon eine echte Leistung vollbracht. Ein Geschäft ablehnen, weil man dabei keinen Gewinn erzielen kann, diese Haltung kann sich heute niemand mehr leisten. Natürlich ist Umsatz kein Zweck an sich; was ich oben geschrieben habe, ist nur Spaß. Ich will lediglich sagen, dass Gewinn heute nicht das Thema ist.
Daher meine ich: Der Umsatz steckt in einer Krise, in einer Image- oder PR-Krise. (Vielleicht steckt er sogar in einer Sinn-Krise, dann hätte ich diesen Brief eher an einen Priester schicken müssen.) Der Umsatz ist nicht so schlecht, wie er von vielen heute gemacht wird. Eigentlich ist er sogar die Grundlage von allem.
Sie, sehr geehrte Frau Wüst, sind als Geschäftsführerin der PR-Agentur Hiller, Wüst & Partner (HWP) ja nicht nur Spezialistin für Image, sondern auch für Umsatz. Daher die Frage an sie: Was kann man von der PR-Seite tun, um das Image des Umsatzes wieder ein bisschen aufzumöbeln? Oder regelt sich das von selbst?
Mit freundlichen Grüßen
Damian Sicking