Mobile Computing - das sind die aktuellen Trends

26.10.2000
In frischer Bergluft am bayerischen Spitzingsee trafen sich auf der "4. Deutschen Mobile-Computing-Konferenz" die Experten verschiedenster Hersteller, um über Trends zu philosophieren und ihre Produkte zu präsentieren.

Der Notebook-Boom läuft aus? Davon kann ja wohl keine Rede sein, meint IBMs Chef-Produktstratege Kevin Clark auf der "Mobile Computing Konferenz" am bayerischen Spitzingsee: "Vor zehn Jahren waren Notebooks überhaupt kein Thema, jetzt sind weltweit 20 Millionen im Einsatz - und in nur vier Jahren werden es 40 Millionen sein. Wir haben also gerade erst angefangen", ist sich der Produktvisionär aus dem Hause Big Blue sicher.

Was den Markt weiter antreiben wird, glaubt Clark ebenfalls zu wissen: "Heute kenne ich mein Device, in Zukunft wird mein Device mich kennen." Sprich, die Geräte werden immer mehr auf persönliche Bedürfnisse zugeschnitten sein. Weitere Trends nach IBM-Meinung: Vernetzung, jeder ist immer und überall mit dem Internet verbunden, Abschied vom lokalen Storage, kleinere Formfaktoren. Und: "Die globale mobile Erwärmung dank immer stärkerer Prozessoren wird sich verlangsamen, denn unsere Kunden sagen uns heute, dass sie keine Chips mit mehr als einem Gigahertz Taktrate brauchen", sieht Clark ein Ende des allgemeinen Schnelligkeits-Begehrens nahen.

UMTS-Produkte kommen schnell

Personalisierung und Lokalisierung: Dass dies die großen Trends sind, da scheinen sich alle Experten einig. "Während heute Erreichbarkeit und Sicherheit im Vordergrund stehen, liegt der Fokus morgen auf M-Commerce - und hier vor allem Online-Banking -, Lokalisierung, ständige Verfügbarkeit, personalisierten Daten und Multimedia", meint denn auch Paul Flemming, Vertriebschef für mobile Geräte bei der Siemens AG. Sein Brötchengeber habe 1999 75 Prozent mehr Handys als im Jahr davor verkauft. Und er glaubt, dass die hohen UMTS-Lizenzkosten den Markt noch beschleunigen werden, denn "keine Firma kann es sich leisten, 24 Milliarden Mark zu investieren, ohne bald mit entsprechenden Geräten herauszukommen." Für das Jahr 2003 erwarteten Marktforscher mehr als eine Milliarde mobile Nutzer, im gleichen Jahr überschreite auch die Zahl der mobilen die der stationären Produkte.

Drahtlose Zukunft

Groß im Kommen ist auch Wireless-LAN, die zuletzt auf den Markt gebrachten Notebook-Generationen der verschiedenen Hersteller, beispielsweise IBM und Hewlett-Packard, haben das deutlich gezeigt. Dementsprechend optimistisch kann Hans van der Hoek, Vize-Präsident der kalifornischen Wireless-LAN-Company Intersil Corp, in die Zukunft blicken: "1998 war der weltweite Wireless-LAN-Markt 425 Millionen Dollar wert, in zwei Jahren werden es 1,3 Milliarden Dollar sein", reibt er sich zufrieden die Hände. Besonders gestärkt werde dieser Markt durch den Zuwachs im Small-Business- und Home-Geschäft, denn "Wireless LAN ist einfach zu installieren und preisgünstig". Kommende Access-Points mit integrierten Modems tragen das ihrige zu dem Siegeszug der Technologie bei, ist sich van der Hoek sicher.

Spannend dürfte nach Meinung des Intersil-Mannes in nächster Zeit vor allem die Kompatibilitäts-Frage bei den verschiedenen Standards sein. In zwei Jahren sieht van der Hoek auf jeden Fall eine Highspeed-Wireless-Access-Welt mit hoher Sicherheitsgarantie, die dem Nutzer zahlreiche Zugangsgeräte an Flughäfen, Hotels und dergleichen Orte bietet. Schulen, Unternehmen und Krankenhäuser dürften dann auch im großen Maßstab drahtlos vernetzt sein. Auch die Sprachübertragung über das Ethernet jenseits allen Kabelsalats sei dann angesichts von Datendurchsatzraten von 100 und mehr Mbit/s gang und gäbe.

Der Chip-Revoluzzer

Volle Sitzreihen ließen auf ein besonders großes Interesse der Konferenz-Teilnehmer am Transmeta-Chef David Ditzel erkennen, der sich die Gelegenheit am Spitzingsee nicht entgehen ließ, weitere Überzeugungsarbeit für seine "Crusoe"-Prozessoren zu leisten (siehe auch diese Ausgabe Seite 116): "Unsere Chips werden die Verschmelzung von Computer und Telefon Realität werden lassen, denn sie ermöglichen ein langes Batterieleben und sind kompatibel allen PC-Applikationen." Transmeta habe es sich insbesondere auf die Fahnen geschrieben, Linux in das Small-Devices-Segment zu bringen.

Was die Batterien der portablen Geräte betrifft, wird sich erst in etwa fünf Jahren entscheidend Neues tun: Dann soll nämlich die große Zeit der Brennstoffzellen anbrechen. "Brennstoffzellen haben bedeutend höhere Energiedichten als Batterien, außerdem ist aufgrund der Trennung von Energiewandler und -Speicher eine bessere Anpassung des Formfaktors an kleine Geräte möglich. Das erste Handy erwarten wir in drei bis fünf Jahren. Motorola beispielsweise ist bereits eine Allianz mit einem Brennstoffzellen-Hersteller eingegangen", erklärt der Marketing-Mann in Sachen Microenergietechnik Ulf Groos des an Brennstoffzellen forschenden Fraunhofer Instituts Solare Energiesysteme in Freiburg. (via)

www.ibm.de

www.transmeta.com

www.intersil.com

www.ise.fhg.de

www.ic.siemens.com/mobile/de/

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