Mobilrechner: Neue Prozessoren und Heilslehren von Intel

26.09.1997
MÜNCHEN: Einerseits produziert Intel Prozessoren oder befürwortet Technologien, die auch den stärksten Notebook-Akku schnell erschöpfen. Andererseits appelliert der Hersteller an den Markt, dafür Sorge zu tragen, daß der Verbrauch der Mobilrechner

MÜNCHEN: Einerseits produziert Intel Prozessoren oder befürwortet Technologien, die auch den stärksten Notebook-Akku schnell erschöpfen. Andererseits appelliert der Hersteller an den Markt, dafür Sorge zu tragen, daß der Verbrauch der Mobilrechner

endlich gedrosselt wird. Solch ein Spagat in der Unternehmenspolitik will untermauert sein: Intel veröffentlicht im Oktober seine "Thermal Guidelines" mit Geboten, wie alle Mobilrechnerkomponenten Strom sparen können und keine Pfannenhitze mehr verbreiten. Ein erster PC-Hersteller hat bereits seine Jüngerschaft angekündigt.

Eigentlich ist Intel immer vorne dran, wenn es heißt, eine Technologie zu unterstützen, die möglichst viel Prozessorleistung erfordert. So ist es selbstverständlich, daß sich der Hersteller entschieden für die Integration von Spracheingabe und -ausgabe in Mobilrechnersysteme ausspricht. Oder daß der übernächste Prozessor für tragbare Rechner - "Katmai" genannt - das Rendering auch von sehr anspruchsvollen 3-D-Applikationen ermöglichen wird. Katmai, so heißt es, wurde für 300- und 400-MHz-Systeme gebaut und soll erstmals Intels MMX2-Technologie integrieren.

Wen wundert's, schließlich verdient das Unternehmen damit seine Brötchen. Manchmal allerdings ist weniger mehr - besonders beim Stromverbrauch der Mobilrechner. Und da muß sich der Hersteller auch an die eigene Nase packen, wenn er dazu aufruft, stromsparende Komponenten zu entwickeln.

"Lieferprobleme gefährden Mobilindustrie"

So geschehen auf seinem ersten "Mobile Power Symposium". Dort ergriff Intel die Gelegenheit, Hersteller und Entwickler von Notebookkomponenten aufzurufen, den Verbrauch der mobilen Stromfresser entscheidend zu verringern. Anspruchsvolle Grafiksysteme, Speicher- und Busarchitekturen und natürlich die Mikroprozessoren heizen den Tragbaren enorm ein und ziehen viel zuviel Saft aus den Akkus oder der Steckdose. Hinter den Anstrengungen, die Systeme etwas bescheidener im Stromverbrauch zu konzipieren, steht nicht ein Aufruf von Greenpeace, sondern klares Geschäftskalkül: Durch die starke Hitzeentwicklung der Geräte ("Auf meinem Mobilen kann ich Spiegeleier braten!" ist ein oft bemühter Spruch unter Anwendern) sind Designer immer wieder gefordert, neue Schutzsysteme gegen Überhitzung zu entwickeln - und das braucht seine Zeit. Dadurch, so ein Kommentar während des Symposiums, verzögere sich die Auslieferung vieler neuer Technologiesysteme. "Das ist eine ernstzunehmende Bedrohung und stellt das Überleben der Mobilindustrie in Frage", formulierte beispielsweise ein IBM-Manager, der in der Entwicklungsabteilung von Big Blue arbeitet.

Dell will Intels Bemühungen unterstützen

Intels Antwort auf die Bedrohung: Voraussichtlich Mitte Oktober wird der Hersteller mit der ersten Version seiner "Thermal guideline" aufwarten können. Darin, so heißt es, gibt der Hersteller Richtlinien vor, wie sich der Stromverbrauch der aktuellen Mobilrechner unter 23 Watt senken ließe - ohne ihre Leistungsfähigkeit zu beeinträchtigen. Jede Notebook-Komponente sei betroffen, versichert Intel - auch die CPU. Sie soll bis 1999 von 1,8 auf 1,6 Volt gesenkt werden, der herkömmliche Verbrauch von Speicher- und Grafikkontrollern (derzeit 3,3 Volt) betrage dann nur noch 1,8 Volt.

Es handele sich dabei nur um Richtlinien, versichert ein Firmensprecher, kein Hersteller könne gezwungen werden, sich daran zu halten. Doch erste Stimmen - dem Vernehmen nach hat Dell bereits entsprechend Stellung bezogen - kündigen an, nur noch Lieferanten zu akzeptieren, die sich an die Intel-Vorgaben halten. Bis 1999, so erwartet Intel, seien die hitzigen Stromfresser unter den Mobilrechnern nur noch die Ausnahme. (du)

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