Morse: vom Fotoshop zum größten Sun-Händler Europas

11.04.1999
MÜNCHEN: Klammheimlich hat sich die Morse Group Ltd. zum größten Wiederverkäufer von Sun Microsystems in Europa aufgeschwungen. Doch was in puncto Umsatz über die vergangenen Jahre erreicht wurde, ist in Sachen Bekanntheitsgrad noch in weiter Ferne.

Gerd Hofmann kennt das Problem: "Daß wir umsatzmäßig der größter Sun-Händler in Europa sind, weiß wirklich kaum jemand", sagt der Geschäftsführer der deutschen Morse GmbH. "Deshalb habe mir auch das Ziel gesetzt, dies in den nächsten zwei bis drei Jahren zu ändern", so Hofmann. Dabei ist Morse wahrlich kein kleines Unternehmen: Gegründet 1983 als Fotoshop in London, verdiente Morse am Anfang die Brötchen mit dem Verkauf von PCs. Da aber schon damals das PC-Business sehr preissensitiv war, konzentrierte sich Morse recht bald auf das Unix-Geschäft und wurde 1987 erster Vertriebspartner von Sun. Später kamen Hewlett-Packard und IBM als Partner hinzu. Heute ist Morse an insgesamt 15 Standorten in England, Deutschland und seit Juni in Frankreich mit mehr als 650 Mitarbeitern vertreten. Im vergangenen Geschäftsjahr (30. Juni) erwirtschaftete der Händler einen Umsatz in England und Deutschland von rund 800 Millionen Mark und einen Bruttogewinn von knapp 70 Millionen Mark.

Allein 100 Millionen Mark steuerte die Morse GmbH zum Ergebnis bei. Erst 1996 ins Leben gerufen, ist die Morse GmbH derzeit mit 46 Mitarbeitern an sieben Standorten präsent. Im Gegensatz zu England vertritt die deutsche Dependance derzeit nur Sun und Hewlett-Packard. IBM werde aber bald die Produktpalette ergänzen, erklärt Hofmann. Den Erfolg des Unternehmens führt er auf die strikte Trennung der einzelnen Hersteller zurück. So würden die insgesamt vier Geschäftsbereiche Morse Computers (Sun), Morse Data (HP), Morse Business Systems (IBM) und Morse CPS (Compaq) völlig eigenständig agieren. Dazu kommen die Geschäftsbereiche Morse Integration und Morse Hughes Rae, der sich mit E-Commerce-Lösungen beschäftigt.

NEUE MÄRKTE IM VISIER

Morse selbst sieht sich vor allem als eher hardwarelastiger Technologie-Integrator. "Wir machen vom Prototyping über Tests bis hin zur Entwicklung alles allein. Lediglich Beratungsleistungen kaufen wir dazu", erklärt Hofmann. So könnten im firmeneigenen Benchmark-Center "Was-passiert-wenn"-Tests gefahren werden. Und im Configuration Room, den seit einem Jahr in Deutschland gibt, werden nach Angaben des Unternehmens Sun- und HP-Systeme vorkonfiguriert und getestet. Außerdem verfüge Morse im eigenen Haus über SAP-Kompetenz.

Um das Unternehmen weiter voranzubringen, sollen in erster Linie die Märkte, in denen Morse heute zu Hause ist, erweitert werden. "Derzeit erzielen wir rund 80 Prozent unseres Umsatzes mit Unternehmen aus der Finanzwirtschaft", meint der deutsche Morse-Chef. Geplant sei daher, künftig auch die Branchen Gesundheitswesen und Transport ins Boot zu holen.

Daneben soll der Name Morse durch verschiedene Marketingmaßnahmen bekannter gemacht werden. Eine davon hat dem Morse-Manager besonders gut gefallen: "Zur letzten Cebit fuhren einige Taxis mit unserem Logo. Schön wäre es, wenn zur nächsten Cebit alle Taxis mit unserem Namen durch die Stadt fahren würden." (sn)

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