Motorola-Chef Hühn: Dieses Jahr schlägt die Stunde des Handels

31.01.2002
Motorola rechnet damit, dass der Handymarkt in diesem Jahr vor allem für Fachhändler gutes Zusatzgeschäft bringen wird.

Das vergangene Jahr war für den Handymarkt in Europa hart: Mit etwa 18 Millionen Handys sind im Jahr 2001 rund 40 Prozent weniger Mobiltelefone verkauft worden als noch im Jahr davor (30 Millionen). Motorola-Chef Walter Hühn: "Im Jahr 2000 war das noch ein Explosionsmarkt und es war klar, dass dieser Trend sich nicht fortsetzen würde." Dass die Nachfrage aber so stark zurückgehen würde, das habe alle "absolut überrascht".

Im neuen Jahr gibt es einige Anzeichen, dass der Abwärtstrend nun sein Ende gefunden hat. "2002 wird ein kalkulierbareres Jahr. Der Markt wird in etwa stabil bleiben. Wir rechnen mit knapp unter 20 Millionen verkauften Handys in Europa", erklärt Hühn. Motorola will von diesen 20 Millionen ein schönes, großes Stück abbekommen. Die Weichen sind gestellt. "Unsere neue Produktpalette kam erst im vierten Quartal - leider etwas verspätet", räumt er ein. "Aber jetzt haben wir ein komplett neues Produktportfolio und die Resonanz aus dem Markt ist sehr positiv." Man habe viel am Design und an der Benutzerführung gearbeitet und außerdem sei man auch in puncto Produktion mit dem Werk in Flensburg gut aufgestellt. Große Hoffnung setzt Hühn auf das zweite Quartal. Dann will der amerikanische Handy-Hersteller das erste UMTS-Handy der Welt auf den Markt bringen.

In der TK passiert dieselbe Entwicklung wie in der IT

Doch bis dahin sieht er zunächst einmal die Stunde des Fachhandels gekommen. Der Grund: Walter Hühn sieht einen Trend vom Einsteigerniveau hin zum mittleren Segment. Im Jahr 2000 sind viele Menschen zum ersten Mal mit Handys in Berührung gekommen. Viele von diesen Nutzern sind jetzt mit dem Handy vertraut und jetzt irgendwann auch bessere Geräte.

Gleichzeitig teilen sich die Zielgruppen nun in die "Ich-mache-alles-selber"- Kunden. Diese werden nach wie vor beim Retailer kaufen. Dann gibt es aber inzwischen viele, die nur Beratung wollen. Das sind die "Ich-weiß-nicht-so-recht"-Kunden. Genau hier sieht Hühn den Ansatz für den Fachhandel. Dieser kann in Zukunft verstärkt durch Dienstleistung Marge machen. "Der Telekommunikationsmarkt hat allerdings einen Vorteil", schmunzelt er. "Wir brauchen das Rad nicht neu zu erfinden. Das ist alles in der IT-Branche schon vor Jahren passiert." Doch wie im IT-Bereich muss der Fachhandel auch im TK-Bereich investieren, bevor diese Entwicklung von Nutzen sein kann. Damit meine er allerdings weniger Geld, sondern vor allem Investitionen in Form von Zeit für die Trainings. Motorola werde dies sehr stark unterstützen. Und dann, so Hühn, müsse der Fachhandel das Know-how endlich kommunizieren, zum Beispiel durch Infotage. "Der Wechsel vom reinen Telefon zu einem mobilen Kommunikationsdevice steht bevor", erklärt er. Java und UMTS seien nur zwei Beispiele, die genügend Stoff bieten, die Endkunden immer wieder mit aktuellen Informationen auf dem Laufenden zu halten.

Für Motorola steht in diesem Jahr vor allem die Vorbereitung von UMTS auf der To-do-Liste. Außerdem will der Handy-Hersteller das Design und die Benutzerführung seiner Produkte weiter verfeinern. In Bezug auf Marktanteile steht Motorola im Moment auf Platz drei, während das Unternehmen weltweit auf Platz zwei rangiert.

www.motorola.de

ComputerPartner-Meinung:

Man darf gespannt sein, ob Motorola seine Ankündigung, ein UMTS-Handy im zweiten Quartal auf den Markt zu bringen, auch einhalten kann. Viele TK-Experten sind eher skeptisch. Denn sie rechnen damit, dass die Endgeräte-Hersteller der Flaschenhals bei UMTS sein werden. (gn)

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