Mülltourismus: Elektronikschrott belastet die Dritte Welt

04.03.2002
Auf Müllhalden in der Dritten Welt türmt sich Hightech-Müll aus der Ersten Welt zu meterhohen Bergen und wird dort von billigen Arbeitskräften ohne jede Schutzvorkehrungen auf der Suche nach Edelmetallen zerlegt und unter Ausstoß von giftigen Gasen verbrannt. Ermittler konnten sogar beobachten, dass einfache Menschen aus China ungeschützt mit Säuren hantierten, um an Silber oder Gold zu gelangen oder mit Hämmern auf bleihaltige Bildschirme einschlugen. Entsprechend hoch ist die Gefahr von Krebs und schlimmsten Missbildungen bei Kindern, wie sie ComputerPartner-Redakteur Klaus Hauptfleisch bei einer Besichtigungstour in der Sonderwirtschaftszone Shenzhen mit ansehen musste. Auch Chlorakne ist in Taiwan und China keine Seltenheit. Wie sehr der Elektronikschrott die dritte Welt belastet, das hat Jim Puckett von der in Seattle ansässigen Organisation Basel Action Network in einem Buch zusammengefasst. Dabei stellt Puckett vor allem die USA an den Pranger. Denn anders als in Westeuropa und Japan gibt es dort so gut wie kein Recyclingprogramm für Elektronikschrott. Außerdem ist die bereits 1989 in der Basler Konvention von den Industrieländern vereinbarte Begrenzung der Giftmüllexporte von Washington nie ratifiziert worden. Aber auch Deutschland und vor allem auch die Verwertungsgesellschaft Duales System (DSD) stehen noch immer in der Kritik, die Dritte Welt im Müll zu ersticken. Wörtlich heißt es zum Beispiel bei der Münchner Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP): „Die DSD ist eine Organisation zur Rettung der Wegwerfgesellschaft und zur profitablen Förderung einiger Verwertungsfirmen, die aus wertvollen Rohstoffen minderwertige Produkte machen, welche dann mangels Nachfrage in die sogenannte Dritte Welt verscherbelt werden."Nachdem bei uns mit Einführung des Grünen Punktes die große Sammel- und Trennwut ausbrach, war Deutschland Anfang der 90er Jahre der größte Müllexporteur der Welt. 90 Prozent gingen in die Nachbarländer, die restlichen zehn Prozent, darunter auch viel gefährlicher Abfall, sehr zum Leidwesen der einheimischen Müllsammler in die Dritte Welt. Indonesien hat daher schon 1992 ein Verbot für den Import von Kunststoffmüll verhängt. Dennoch brach der Abfallexport in das Land nicht ab, was wie in anderen Teilen Asiens zur Folge hat, dass der (teurere) einheimische Müll liegenbleibt oder einfach in die Landschaft gekippt wird. Schließlich reagierte auch die EU und verfügte 1994, dass Mülltourismus nur in Ausnahmefällen gestattet ist. Gewiefte Geschäftsleute finden aber immer einen Weg und deklarieren Giftmüll zum Beispiel zu Wirtschaftsgütern um. (kh)

Auf Müllhalden in der Dritten Welt türmt sich Hightech-Müll aus der Ersten Welt zu meterhohen Bergen und wird dort von billigen Arbeitskräften ohne jede Schutzvorkehrungen auf der Suche nach Edelmetallen zerlegt und unter Ausstoß von giftigen Gasen verbrannt. Ermittler konnten sogar beobachten, dass einfache Menschen aus China ungeschützt mit Säuren hantierten, um an Silber oder Gold zu gelangen oder mit Hämmern auf bleihaltige Bildschirme einschlugen. Entsprechend hoch ist die Gefahr von Krebs und schlimmsten Missbildungen bei Kindern, wie sie ComputerPartner-Redakteur Klaus Hauptfleisch bei einer Besichtigungstour in der Sonderwirtschaftszone Shenzhen mit ansehen musste. Auch Chlorakne ist in Taiwan und China keine Seltenheit. Wie sehr der Elektronikschrott die dritte Welt belastet, das hat Jim Puckett von der in Seattle ansässigen Organisation Basel Action Network in einem Buch zusammengefasst. Dabei stellt Puckett vor allem die USA an den Pranger. Denn anders als in Westeuropa und Japan gibt es dort so gut wie kein Recyclingprogramm für Elektronikschrott. Außerdem ist die bereits 1989 in der Basler Konvention von den Industrieländern vereinbarte Begrenzung der Giftmüllexporte von Washington nie ratifiziert worden. Aber auch Deutschland und vor allem auch die Verwertungsgesellschaft Duales System (DSD) stehen noch immer in der Kritik, die Dritte Welt im Müll zu ersticken. Wörtlich heißt es zum Beispiel bei der Münchner Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP): „Die DSD ist eine Organisation zur Rettung der Wegwerfgesellschaft und zur profitablen Förderung einiger Verwertungsfirmen, die aus wertvollen Rohstoffen minderwertige Produkte machen, welche dann mangels Nachfrage in die sogenannte Dritte Welt verscherbelt werden."Nachdem bei uns mit Einführung des Grünen Punktes die große Sammel- und Trennwut ausbrach, war Deutschland Anfang der 90er Jahre der größte Müllexporteur der Welt. 90 Prozent gingen in die Nachbarländer, die restlichen zehn Prozent, darunter auch viel gefährlicher Abfall, sehr zum Leidwesen der einheimischen Müllsammler in die Dritte Welt. Indonesien hat daher schon 1992 ein Verbot für den Import von Kunststoffmüll verhängt. Dennoch brach der Abfallexport in das Land nicht ab, was wie in anderen Teilen Asiens zur Folge hat, dass der (teurere) einheimische Müll liegenbleibt oder einfach in die Landschaft gekippt wird. Schließlich reagierte auch die EU und verfügte 1994, dass Mülltourismus nur in Ausnahmefällen gestattet ist. Gewiefte Geschäftsleute finden aber immer einen Weg und deklarieren Giftmüll zum Beispiel zu Wirtschaftsgütern um. (kh)

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