Napster lässt sich kaufen

11.09.2000

Statt zum Ärger der tantiemenhungrigen Musikindustrie als kostenlose Tauschbörse für Musiktitel zu dienen, will die im vorigen Jahr gegründete Firma Napster in Zukunft als ein Abonnement-basierter Musikdienst mit Rückendeckung besagter Industrie zu Geld kommen. Das sieht das Übernahmeabkommen vor, das der umstrittene MP3-Basar gerade mit der Bertelsmann AG, weltgrößter Rechteinhaber von Musiktiteln und bislang erbitterter Napster-Feind, eingegangen ist.

Bertelsmann lässt sich die Übernahme nur eine mittlere, zweistellige Millionensumme kosten - ahnend, dass die Napster-Kunden abspringen könnten, sobald sie sich nicht mehr kostenlos mit Musik eindecken können. Zugleich erhält Napster einen Kredit in ungenannter Höhe. Die Bertelsmann-Tochter BMG (Music Group), die die Tauschbörse in den USA wegen Urheberrechtsverletzung vor Gericht bringen wollte, lässt ihre Klage fallen und stellt stattdessen Napster ihre Musiktitel zur Verfügung. Anhängige Klagen anderer Musikanbieter sind davon nicht berührt.Bei Napster handelt es sich um die am schnellsten wachsende Anwendung, die das Internet bisher hervorgebracht hat. 37 Millionen Kunden hat das Unternehmen registriert, und es werden täglich zwischen 20 und 30 Millionen MP3-Dateien abgerufen. So ist es nicht verwunderlich, dass Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff erkannte, dass "das Prinzip des Filesharings mit seinem Bedienkomfort sowie Content- und Community-Angebot Millionen von Menschen weltweit in seinen Bann geschlagen hat". Um die Kooperation schnell zum Klingen zu bringen, fordert er nun ohne Arg Musikfirmen, Labels und Künstler auf, sich "aktiv an der Entwicklung des geplanten Dienstes" zu beteiligen. (wl)

www.bertelsmann.de

www.napster.com

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